"Sichtbares Zeichen für den Frieden"

Die Osnabrücker Oberbürgermeisterin und der Münsteraner Bürgermeister reichen sich die Hände. Damit steht die "Friedenskette". Trotz Kälte und Regen setzen damit mehrere Tausend Menschen ein sichtbares Zeichen für Frieden.

Osnabrück, Münster (epd). Rund 20.000 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter am Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine eine Menschenkette zwischen Osnabrück und Münster gebildet. In der Gemeinde Ladbergen im Kreis Steinfurt verbanden sich am Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine die Teile aus Osnabrück und Münster symbolisch miteinander. Zugleich wurden in vielen Kirchengemeinden die Glocken geläutet. Anschließend wurde in einer Schweigeminute der Opfer von Krieg, Gewalt und Naturkatastrophen gedacht.

Am Ort des Zusammenschlusses der Friedensketten trafen unter anderem die Osnabrücker Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU), der Münsteraner Bürgermeister Klaus Rosenau (Grüne) sowie etwa ein Dutzend weitere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den Kommunen zusammen. Unter den Teilnehmern war auch der frühere Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU). Laut der Polizei Osnabrück kamen auf dem niedersächsischen Teil rund 18.000 Teilnehmer zusammen. Die Polizei Münster konnte keine Angaben dazu machen.

Die Osnabrücker Oberbürgermeisterin Pötter zeigte sich „überwältigt“, dass trotz schlechten Wetters so viele Menschen gekommen seien. „Es gehört zu unserer städtischen DNA, für den Frieden einzutreten“, sagte sie mit Verweis auf die Bedeutung der Städte Osnabrück und Münster für den Westfälischen Frieden. Der Münsteraner Bürgermeister Rosenau würdigte ebenfalls das Engagement der vielen Menschen. Das zeige, wie groß der Wunsch nach Frieden sei. Rosenau unterstrich die Bedeutung von Verhandlungen und Dialog für ein Ende des Ukraine-Kriegs.

Ähnlich positionierte sich der Osnabrücker Regionalbischof Friedrich Selter, der sich in Hasbergen im Kreis Osnabrück in die Kette einreihte. Für die evangelische Kirche stehe außer Zweifel, dass sich die Ukraine zur Wehr setzen müsse, sagte der Theologe. Dafür müsse Deutschland auch Waffen liefern. Doch zur Solidarität mit der Ukraine gehöre auch „der Appell an beide Seiten, umgehend in Friedensverhandlungen einzutreten“.

Nach der Aktion zogen die Veranstalter eine positive Bilanz. Zum Jahrestag des Überfalls Putins auf die Ukraine sei so ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und allen Krisenregionen dieser Welt gesetzt worden, sagte Rixa Borns vom Friedensforum Münster. Der „Westfälische Friede“ zeige, dass Friedensverhandlungen und diplomatische Lösungen nur gelingen könnten, wenn auf militärische Eskalation und Kriegsrhetorik verzichtet und der Friedenswille deutlich erkennbar werde, erklärte Sabina Koerner von der Friedenskette Osnabrück.

Insgesamt verlief die Menschenkette mit einigen Lücken über 50 Kilometer. Zu der Aktion hatten Kommunen, Vereine, Nachbarschaften, Kirchengemeinden, Parteien, Gewerkschaften und andere Organisationen aus Osnabrück, Münster und dem Münsterland aufgerufen.

Die Kette sollte den Angaben zufolge dem Weg der Friedensreiter bei den Verhandlungen des Westfälischen Friedens vor 375 Jahren folgen. Damals brachten die Reiter Botschaften zwischen den Rathäusern der beiden Städte hin und her. In den Friedenssälen wurde der Friedensschluss unterzeichnet, der 1648 den 30-jährigen Krieg beendete. Die Kundgebung sollte zudem an die Friedenskette am gleiche Ort im März 2003 gegen den Irakkrieg erinnern. Damals waren fast 40.000 Menschen zusammengekommen.