Schwierige Mission in der Wüste: Die Bundeswehr in Mali

Nairobi (epd). Der Absturz eines Hubschraubers wirft ein Schlaglicht auf den gefährlichen Militäreinsatz in Mali. Zwei Bundeswehrpiloten sind dort am Mittwoch ums Leben gekommen, die Absturzursache war zunächst unklar. Der westafrikanische Wüstenstaat Mali ist inzwischen der wichtigste ausländische Einsatzort der Bundeswehr. Derzeit sind knapp 1.000 deutsche Soldaten im Rahmen zweier Missionen dort, beim UN-Stabilisierungseinsatz (Minusma) und beim Ausbildungseinsatz der Europäischen Union (EUTM). Zusammen können es maximal 1.300 Bundeswehrangehörige sein.

Die Minusma mit bis zu 13.000 Soldaten und 1.900 Polizisten ist die gefährlichste UN-Mission der Welt. Seit 2013 kamen etwa 130 Blauhelmsoldaten ums Leben. Der Einsatz wurde beschlossen, nachdem Islamisten 2012 den Norden Malis unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Sie wurden von französischen Truppen vertrieben, verüben aber weiter Anschläge. Trotz geballter internationaler Militärpräsenz hat sich die Sicherheitslage in Mali seit 2013 verschlechtert.

Malische Militärs und UN-Soldaten werden immer öfter von Islamisten und anderen bewaffneten Gruppen angegriffen, die sich zum Teil aufgesplittert haben. Und während anfangs nur der Norden instabil war, schlägt der Terror nun auch im Zentrum Malis massiv zu. Die radikal-islamische "Befreiungsfront von Macina" hat vor allem Rückhalt in der Volksgruppe der Peul, einem halbnomadischen Hirtenvolk, das über mehrere Länder verstreut lebt.

Der Bundestag hat den Bundeswehreinsatz in Mali seit 2013 immer wieder verlängert, weil die Krise dort auch Folgen für Deutschland hat oder haben könnte. Aus Sicht der Bundesregierung muss in Mali gegen den internationalen Terrorismus gekämpft werden, der auch Europa bedroht. Außerdem tummelten sich dort Drogenschmuggler und Menschenhändler, die Flüchtlinge vor allem über Libyen auch nach Deutschland schleusen.

Das deutsche UN-Kontingent ist mit aktuell etwa 850 Soldaten in Gao stationiert, der größten Stadt im Norden Malis. Ihr Auftrag ist die Aufklärung. Außerdem hat Deutschland von den Niederländern die Bereitstellung von Hubschraubern übernommen. Sie sind wichtig, um Verletzte schnell zu evakuieren und UN-Konvois aus der Luft zu sichern. Zu einem solchen Einsatz war offenbar der Hubschrauber vom Typ Tiger unterwegs, der am Mittwoch abgestürzt ist.

Die Vereinten Nationen sind durch Minusma mit derzeit rund 10.700 Militärs und etwa 1.700 Polizisten in Mali präsent, um den Krisenstaat zu stabilisieren. Einen Auftrag, gegen Drogenkartelle und islamistische Gruppen zu kämpfen, haben die Blauhelme aber nicht. Die UN sollen vielmehr der malischen Regierung bei der Umsetzung eines Friedensabkommens helfen, das mit etlichen bewaffneten Gruppen im Juni 2015 geschlossen wurde. Radikale Islamisten machten aber nicht mit.

Das Abkommen sieht die Entwaffnung der Aufständischen und ihre Eingliederung ins zivile Leben vor, verspricht dem Norden mehr Entwicklung und mehr Selbstverwaltung sowie eine grundlegende Staatreform. In Mali leben viele Volksgruppen zusammen, darunter die Tuareg im Norden.

Die Umsetzung des Friedensvertrags verläuft ausgesprochen schleppend. So verschob die Regierung ein Referendum über die vereinbarte Verfassungsreform, das am 9. Juli stattfinden sollte - ohne neuen Termin. Die Entwaffnung der Kämpfer, die 2015 beginnen sollte, wurde ausgesetzt. Auch andere Vorhaben verzögern sich.

Neben den Vereinten Nationen bemüht sich auch die Europäische Union um mehr Sicherheit in Mali. Die EU will die wenig schlagkräftige malische Armee durch eine Trainingsmission mit fast 600 Ausbildern stärken. Daran beteiligen sich bis zu 300 deutsche Soldaten, aktuell sind es 130 Deutsche. Inzwischen wurde über die Hälfte der etwa 15.000 Mann starken malischen Armee trainiert. Trotzdem gilt es noch immer als Erfolg, wenn ein malischer Kommandeur seine Leute nicht im Stich lässt und flieht, sobald der Trupp unter Beschuss gerät.

Außerhalb von UN und EU ist Frankreich mit Truppen in Mali präsent. Die ehemalige Kolonialmacht unterhält ihre eigene Anti-Terroroperation namens "Barkhane" mit Hauptquartier im Tschad und insgesamt rund 4.000 Soldaten im Einsatz.