Rotes Kreuz: 50 Millionen Menschen leiden unter Beschuss von Städten

Genf (epd). Das Rote Kreuz hat Kriegsparteien weltweit aufgefordert, auf den Einsatz schwerer Explosivwaffen in bewohnten Gebieten zu verzichten. Artilleriegeschosse, Bomben und andere Munition töteten in Kriegen unschuldige Zivilisten, zerstörten die Lebensgrundlagen vieler Menschen und die Infrastruktur in den Ballungsräumen, hieß es in einem am Donnerstag in Genf veröffentlichten Bericht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Etwa 50 Millionen Menschen leiden demnach unter den Folgen urbaner Kriegsführung mit derlei Waffen.

Die Verstädterung in vielen Ländern könne dazu führen, dass die Zahl der Opfer in urbanen Zentren in Zukunft weiter steige, hieß es in dem Bericht. Kinder, Frauen und Männer in den betroffenen Gebieten seien traumatisiert und litten oftmals ein Leben lang unter den Folge. Außerdem zwingen Beschuss und Zerstörung demnach viele Menschen in die Flucht. Und auch die Umwelt werde etwa durch nicht explodierte Geschosse verseucht.

Die Konfliktparteien müssten ihre Militärstrategie überprüfen und auf den Einsatz schwerer Explosivwaffen verzichten, forderte IKRK-Präsident Peter Maurer. Zwar bestehe im humanitären Völkerrecht kein generelles Verbot des Einsatzes dieser Waffen in bevölkerten Gebieten. Doch verletzten Kriegsparteien durch den Gebrauch der Waffen sehr oft die Grundsätze des humanitären Völkerrechts wie die Verhältnismäßigkeit. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verbietet laut einer Studie des Schweizer Außenministeriums den Angriff auf militärische Ziele, wenn sie unverhältnismäßigen Schaden in der Zivilbevölkerung oder an zivilen Objekten verursachen.

Maurer forderte, alle Kriegsparteien müssten den Schutz der Zivilbevölkerung als ein strategisches Ziel verfolgen. Soldaten und Kämpfer sollten für den angemessenen Gebrauch der schweren Explosivwaffen ausgebildet werden.

In den Bericht des Roten Kreuzes fließen Erlebnisse und Aussagen von Beobachtern und Betroffenen aus einer Reihe von Konflikten ein: Von Afghanistan über Irak und Somalia bis zur Ukraine. Neben der Artilleriegeschützen listet der Report weitere schwere Explosivwaffen auf: Mörser, Raketen, Flugbomben und behelfsmäßige Sprengsätze.