Regierung und Guerilla in Kolumbien verkünden neues Friedensabkommen

Rio de Janeiro (epd). Die Regierung Kolumbiens und die Farc-Guerilla unternehmen einen neuen Anlauf für einen Friedensschluss. Am Donnerstag soll eine überarbeitete Version des Friedensvertrags in der Hauptstadt Bogotá unterzeichnet werden, wie beide Seiten am Dienstag (Ortszeit) in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Das neu ausgehandelte Abkommen soll danach vom Kongress gebilligt werden, wie der Hörfunksender RCN auf seiner Internetseite berichtete.

Die Neuverhandlungen wurden notwendig, weil die Kolumbianer in einem Referendum Anfang Oktober einen zwischen Regierung und Farc ausgehandelten Friedensvertrag mit knapper Mehrheit abgelehnt hatten. Die rechtskonservative Opposition um Ex-Präsident Álvaro Uribe lehnt auch die überarbeitete Version des Friedensvertrags als unzureichend ab. Die Gegner des Abkommens monieren vor allem ein zu geringes Strafmaß für Kriegsverbrechen, die Zusage von Parlamentssitzen für ehemalige Kämpfer und die Umverteilung von Land im Rahmen einer Agrarreform.

"Leider widersetzen sich die radikalsten Gegner des Friedensvertrags auch dem neuen Entwurf, obwohl dieser wichtige Veränderungen und Konkretisierungen enthält", erklärte Präsident Juan Manuel Santos. Viele Menschen hätten ihr Leben verloren, und das Leben vieler weiterer sei in Gefahr. "Wir dürfen keine Zeit verlieren, sondern müssen handeln", betonte Santos. Der neue Vertragstext sieht in bestimmten Fällen härtere Strafen vor und will das Vermögen der Farc für die Entschädigung von Opfern nutzen. Für seine Bemühungen um ein Ende des Krieges in Kolumbien erhält Santos in diesem Jahr den Friedensnobelpreis.

Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Staat und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen wurden getötet, 80 Prozent von ihnen Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.