Publizist Brumlik unterstützt Träger des Göttinger Friedenspreises

Göttingen (epd). Der jüdische Erziehungswissenschaftler und Publizist Micha Brumlik hat die umstrittene Vergabe des diesjährigen Göttinger Friedenspreises an den Verein "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" verteidigt. Zwar sei unbestritten, dass der Verein die Kampagne "Boycott, Desinvestment, Sanctions" (BDS) unterstütze, die von vielen für antisemitisch erklärt werde, schreibt Brumlik in einem Gastbeitrag für die "tageszeitung" (Montag).

Darauf komme es aber nicht an. Denn der Preis solle nicht der Organisation BDS verliehen werden, sondern der "Jüdischen Stimme". Diese habe aber deutlich erklärt, dass sie an der Existenzberechtigung Israels nicht rüttele. 

Zuvor hatten die Stadt, die Universität und die Sparkasse Göttingen nach Kritik des Zentralverbands der Juden in Deutschland am Preisträger ihre Unterstützung für die Preisverleihung zurückgezogen. Zentralratspräsident Josef Schuster hatte diese Kritik im Kern mit der Nähe der "Jüdischen Stimme" zur BDS-Kampagne begründet.

Brumlik nannte es "erstaunlich", dass liberale Persönlichkeiten wie Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) und die Göttinger Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel "sich von derlei demagogischen Einwürfen beeindrucken lassen". Wenn sich Stadt und Universität die Meinung zu eigen machten, dass die Forderung nach einem gerechten Frieden im Nahen Osten als antisemitisch gelte, stehe fest, "dass sie sich vom niedersächsischen Göttingen aus in den israelischen Wahlkampf einmischen - zugunsten des amtierenden Premiers Benjamin Netanjahu". 

Der Verein setzt sich für einen Frieden zwischen Israel und den Palästinensern und für einen souveränen Staat Palästina ein. Ihm gehören in Deutschland lebende Frauen und Männer jüdischer Herkunft an.