Protest gegen Krieg und Atomkraft: Ostermärsche fortgesetzt

Frankfurt a.M., Bonn (epd). Die Friedensbewegung hat am Karfreitag ihre Ostermärsche und Friedenskundgebungen fortgesetzt. Diese stehen in diesem Jahr unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine, wie das Netzwerk Friedenskooperative mitteilte. Bereits am Donnerstag fanden vereinzelt erste Aktionen statt. Für Ostersamstag sind Ostermarschaktionen in vielen deutschen Städten angekündigt, darunter Kiel, Bremen, Hannover, Düsseldorf, Köln, Bonn, Berlin, Leipzig, Stuttgart, und Würzburg.

Die Ostermarschierer fordern einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und Friedensverhandlungen für ein „friedliches, demilitarisiertes und atomwaffenfreies Europa“. Dies sei Voraussetzung für gemeinsame Sicherheit, für Frieden und Abrüstung unter Einschluss von Ukraine und Russland, erklärte am Freitag Willi van Ooyen vom Ostermarschbüro in Frankfurt am Main.

Die Schwerpunktforderungen der Demonstrationen richteten sich in diesem Jahr gegen das von der Bundesregierung beschlossene 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für die Bundeswehr und den Anstieg der Rüstungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so das Ostermarschbüro. Dazu gehöre auch die Beschaffung bewaffneter Drohnen.

Bundesweit waren nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative, das die Aktionen koordiniert, am Freitag acht Ostermärsche angemeldet, darunter in Chemnitz, Neumünster (Schleswig-Holstein) und Biberach (Baden-Württemberg).

Insgesamt sind nach den Worten von Sprecher Kristian Golla in diesem Jahr 124 Aktionen registriert. Die meisten Demonstrationen, Kundgebungen und Mahnwachen gegen Krieg, Aufrüstung und Klimawandel sind für Samstag geplant - insgesamt 78. So startet in Duisburg der Ostermarsch Rhein-Ruhr, der bis zu Abschlusskundgebung am Ostermontag in Dortmund durch mehrere NRW-Städte führt.

Mit Protesten gegen die einzige deutsche Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau hatten am Freitag die diesjährigen Ostermärsche in Nordrhein-Westfalen begonnen. Bei der Auftaktkundgebung solidarisierten sich die rund 200 Ostermarschierer mit der ukrainischen Bevölkerung. Außerdem forderten sie die Stilllegung der Atomanlage in Gronau und der Zentrifugenentwicklung in Jülich, wo sich etwa 25 Menschen an einer Mahnwache beteiligten.

Ob wegen des Ukraine-Krieges deutlich mehr Menschen als in früheren Jahren auf die Straße gehen, ist laut Golla noch offen. Er wies darauf hin, dass viele Menschen nach zwei Corona-Jahren in den Osterferien in Urlaub fahren. Zudem frage sich, ob die Bilder der Gräueltaten in Butscha Menschen eher hilflos und passiv machen oder zum Demonstrieren motivieren, sagte Golla dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach sechs Wochen Krieg setze überdies eine gewisse Gewöhnung ein, nachdem direkt nach Kriegsbeginn in Berlin 500.000 Menschen demonstriert hatten.

In Berlin wird vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine diesmal zu zwei konkurrierenden Ostermärschen aufgerufen. Der traditionelle Ostermarsch der Friedenskoordination am Karsamstag steht nach Angaben der Veranstalter für eine „neue Sicherheitsarchitektur von Lissabon bis Wladiwostok“. Der Krieg in der Ukraine müsse beendet werden, heißt es im Aufruf. Dazu müssten Russland und die Ukraine Verhandlungen mit Kompromissbereitschaft von beiden Seiten führen. Dem begegnen Kritiker mit einem alternativen Ostermarsch „für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit“ ebenfalls am Karsamstag.

Der Aufruf zum „Berliner Ostermarsch“ erwähne die russische Aggression und das Recht auf Selbstverteidigung mit keinem Wort, heißt es im Aufruf zum alternativen Ostermarsch der Allianz Ukrainischer Organisationen und der Initiative „Adopt a Revolution“. Deshalb sei ein eigener Ostermarsch organisiert worden, der sich auch explizit gegen russische Angriffskriege richte.