Präses Kurschus: Angst darf nicht regieren

Hagen (epd). Die westfälische Präses Annette Kurschus hat vor einer Instrumentalisierung des christlichen Glaubens für fremdenfeindliche Stimmungsmache gewarnt. "Wer Menschen wegen ihrer Herkunft diffamiert und ausgrenzt, kann und darf sich dabei nicht auf Jesus Christus berufen", sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen der in Hagen erscheinenden "Westfalenpost" (Dienstag). Wenn Rechtspopulisten vorgäben, mit ihren Programmen das christliche Abendland schützen, widerspreche sie entschieden. 

Zugleich rief Kurschus dazu auf, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen. Die Ängste, die von Rechtspopulisten und Rechtsradikalen gezielt geschürt würden, dürften nicht zum Tabu erklärt werden. "Aber die Angst darf nicht regieren", unterstrich sie. "Mich erschreckt zutiefst, dass man in der Öffentlichkeit gegenwärtig anscheinend wieder Sätze sagen darf, von denen ich dachte, sie würden überhaupt niemals mehr gesagt werden", sagte Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. 

Verunsicherung sei auch ein Nährboden für das gesellschaftliche Spaltungspotenzial, wie es durch den US-Präsidenten Donald Trump "auf unglaubliche Weise verstärkt" werde, sagte Kurschus. "Durch dessen Aktionen werden Bemühungen um ein friedliches Miteinander in der Welt rücksichtslos zerstört."

Rechtspopulistischer fremdenfeindlicher Stimmungsmache sollten evangelische Kirchen nach Worten der westfälischen Präses stärker die biblische Botschaft entgegensetzen. Die Kirchen dürften die lebenswichtige Botschaft nicht selbst klein reden, sondern das, "wovon wir selber leben, überzeugt in die Welt tragen". Gerade im Jahr des Reformationsjubiläums könnten die evangelischen Kirchen die verstärkte Aufmerksamkeit nutzen, sagte Kurschus. Luthers persönliche Entdeckung eines gnädigen Gottes sei ein Gegenentwurf zu jeder Form existenzieller Verängstigung.