Pöttering: Europa für Flüchtlinge offen halten

Braunschweig/Berlin (epd). Der frühere Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), hat dazu aufgerufen, Europa für Flüchtlinge offen zu halten. "Wir würden unsere Werte verraten, wenn Stacheldraht, Tränengas, Wasserwerfer und Hundestaffeln unsere Mittel wären, Flüchtlinge von der Europäischen Union fernzuhalten", sagte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung am Mittwoch in Braunschweig. Es bedrücke ihn, wenn sich Politiker in EU-Staaten als Verteidiger des christlichen Abendlandes ausgäben und zugleich in einer "kalten, unmenschlichen Sprache" über Flüchtlinge redeten.

"Die Bilder von Menschen, die noch immer vor den europäischen Küsten elendig ertrinken, dürfen uns nicht ruhen lassen", betonte Pöttering laut Redemanuskript in einer Bürgerpredigt zum Buß- und Bettag im Braunschweiger Dom. Allerdings müsse mitbedacht werden, dass die Möglichkeiten der Aufnahmeländer bei weltweit 65 Millionen Flüchtlingen begrenzt seien. Deswegen müsse zwischen politisch Verfolgten und Kriegsflüchtlingen einerseits und Wirtschaftsflüchtlingen andererseits unterschieden werden.

"Hierfür eine menschliche Lösung zu finden, die auch unseren Möglichkeiten entspricht und die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger gewährleistet, ist die wohl größte Herausforderung für Deutschland und die EU, die wir zu bewältigen haben", sagte der Stiftungsvorsitzende. Für die Würde aller Menschen einzutreten, sei eine wichtige Aufgabe der Christen, unterstrich der Christdemokrat und Katholik.