Ostermarschierer sehen Friedensbewegung gestärkt

Nach den diesjährigen Ostermärschen sieht sich die Friedensbewegung im Aufwind. Trotz medialer "Diffamierungen" pazifistischer Positionen hätten sich mehr Menschen an den Kundgebungen und Aktionen beteiligt als im vergangenen Jahr, heißt es.

Frankfurt a.M. (epd). An den Ostermärschen der Friedensbewegung haben sich nach Angaben der Veranstalter in den vergangenen Tagen Zehntausende Menschen beteiligt. Im Zentrum der Kundgebungen stand der Ukraine-Krieg. „Die Friedensbewegung sieht sich durch die diesjährigen Ostermarsch-Aktionen gestärkt“, hieß in einer am Montag in Frankfurt verbreiteten Abschlusserklärung der Informationsstelle Ostermarsch. Insgesamt habe es bundesweit mehr als 120 Aktionen gegeben, die Zahl der Teilnehmer habe im Vergleich zum Vorjahr zugenommen.

Zur Abschlusskundgebung des Frankfurter Ostermarschs auf dem Römerberg kamen laut Polizei am Montag knapp 2.000 Menschen zusammen, die Veranstalter sprachen von ungefähr 4.000 Teilnehmern. Unter dem Motto „Kriege beenden - den Frieden gewinnen“ hatten sich die Kriegsgegner am Morgen von verschiedenen Orten in und um Frankfurt zu Fuß oder mit Fahrrädern in Bewegung gesetzt. Startpunkte der Demonstrationen waren unter anderem das Generalkonsulat der USA und das für Rüstungsexporte zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn.

Redner warnten davor, dass Kriege alle Anstrengungen zum Klimaschutz zunichte machten und forderten Solidarität mit russischen und ukrainischen Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren. Die Frankfurter Friedensaktivistin Andrea Wolf verurteilte Versuche, die Friedensbewegung als „Lumpenpazifisten“ oder vermeintliche „Fünfte Kolonne Putins“ zu diskreditieren. Wer einen Abnutzungskrieg mit Hunderttausenden von Toten in der Ukraine verhindern wolle und die Bundesregierung deshalb auffordere, sich für Verhandlungen einzusetzen, entschuldige damit weder Russlands Angriff, noch verkenne er ukrainisches Leid, erklärte sie: „Im Gegenteil, er will das Leid aller beenden.“

Im rheinland-pfälzischen Büchel fand am Montag unter dem Motto „Milliarden für Leben statt für Atombomber“ ebenfalls eine Kundgebung statt, zu der der der Initiativkreis gegen Atomwaffen Cochem-Zell, die Friedensgruppe Daun und Pax Christi Trier zusammen mit Greenpeace aufgerufen hatten. Nach Veranstalterangaben kamen rund 300 Menschen zum Haupttor des Fliegerhorsts, der als letzter Militärstützpunkt in Deutschland gilt, auf dem immer noch amerikanische Atombomben gelagert werden. Redner forderten deren Abzug. Auch neue Atombomber verschlängen „Unsummen an Geld“, das dringend für den Klimaschutz benötigt werde, kritisierte Pfarrer Matthias Engelke vom Initiativkreis.

Die meisten Kundgebungen der Ostmarsch-Bewegung hatten bereits am Samstag stattgefunden. In Hannover sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann mit Blick auf den Ukraine-Krieg: „Wir wollen nicht, dass die Eskalation weitergetrieben wird und noch mehr Waffen in das Kriegsgebiet geliefert werden.“ Mit den Waffenlieferungen werde Deutschland mitverantwortlich für all die Toten, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin.

„Wenn hier nicht ein glasklares Stoppschild gesetzt wird, werden die Nato-Staaten zur Kriegspartei“, sagte Käßmann unter Applaus. „Dann liefern wir Kampfbomber, Kriegsschiffe, vielleicht gar Soldaten und stehen am Rande eines dritten Weltkriegs, der auch mit atomaren Waffen geführt wird. Diese Eskalationsspirale muss sofort beendet werden.“

In Berlin demonstrierten nach Polizeiangaben am Samstag mehr als 1.000 Menschen auf zwei Ostermärschen. In Bremen zogen laut Polizei etwa 1.000 Menschen vom „Friedenstunnel“ zum Marktplatz und folgten damit einem Aufruf des Bremer Friedensforums. Die Veranstalter sprachen von rund 2.000 Teilnehmenden. Der traditionelle Ostermarsch Rhein-Ruhr endete am Montag in Dortmund mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), warf den Ostermarschierern Blauäugigkeit vor. Solange es Menschen wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebe, die statt auf die Stärke des Rechts eher auf das Recht des Stärkeren setzten, müsse man bereit sein, die freiheitliche Demokratie auch zu verteidigen, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus entgegnete, der Ruf nach Verhandlungen dürfe zu keinem Zeitpunkt als naiv abgetan werden. Menschen, die zu Ostern für den Frieden auf die Straße gingen, wollten keinen Krieg gewinnen, sondern den Frieden. „Ohne Gespräche, ohne Verhandlungen kann kein Friede werden“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag).