Ostermarschierer protestieren gegen Atomkraft und Krieg

Gronau/Frankfurt a. M. (epd). In mehreren deutschen Städten haben Menschen an Karfreitag gegen Krieg, Rüstung und Atomkraft demonstriert. An einem Protestzug zur Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau beteiligten sich rund 250 Aktivisten. Vor der einzigen Uranfabrik in Deutschland forderten sie ein Verbot der Urananreicherung und der Zentrifugenforschung. Angelika Claußen von der atomkraftkritischen Ärzte-Organisation IPPNW rief zudem dazu auf, weltweit alle Atomwaffen zu ächten.

Gronau liefere angereichertes Uran in Form von Brennelementen an die beiden belgischen Pannen-Atomkraftwerke Tihange und Doel, kritisierte das Aktionsbündnis Münsterland, Veranstalter des Protestzuges. Auch dürfe das Atommülllager in Gronau für 60.000 Tonnen Uranoxid nicht wie geplant in Betrieb gehen.

Gertrud Roth von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) forderte die nordrhein-westfälische Landesregierung auf, sich an den Koalitionsvertrag zu halten. Der sähe einen vollständigen und endgültigen Ausstieg aus der gesamten nuklearen Brennstoffkette vor. Auch sollten die damit verbundenen "sinnlosen und gefährlichen Atomtransporte quer durch NRW" verboten werden. "Castoren sollen nur noch einmal transportiert werden, nämlich zu einem Endlager, wenn dafür eines gefunden ist", sagte Roth.

Am Kernforschungszentrum Jülich fand zudem eine Mahnwache statt, an der laut Veranstalter 50 Atomkraftgegner teilnahmen. Aktionen waren am Karfreitag unter anderem auch in Stuttgart, Chemitz, im hessischen Bruchköbel und im schwäbischen Biberach geplant.

Willi van Oyen vom Frankfurter Ostermarschbüro sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), in diesem Jahr sei die Beteiligung etwas größer als in den Vorjahren. Ob das an den Ereignissen der vergangenen Tage liege, lasse sich noch nicht sagen, erklärte der Linken-Politiker mit Blick auf den Abwurf einer Superbombe durch die USA auf Afghanistan, den Angriff der US-Luftwaffe auf einen syrischen Stützpunkt und den mutmaßlichen Giftgaseinsatz der syrischen Armee. 

Die Ostermärsche kritisieren in diesem Jahr unter dem Titel "Krieg schafft keinen Frieden" Auslandseinsätze der Bundeswehr, etwa in Mali, und Rüstungsexporte. Bis Ostermontag sind in ganz Deutschland weitere Demonstrationen und Mahnwachen geplant. In Nordrhein-Westfalen folgen am Ostersamstag Kundgebungen in Duisburg, Köln und Düsseldorf. Für Sonntag sind mehrere Fahrradetappen angesetzt, die von Essen, Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne bis nach Bochum führen. Die Ostermärsche an Rhein und Ruhr enden am Montag mit Veranstaltungen in Bochum und Dortmund.

Die Bewegung wurde vor 57 Jahren unter dem Eindruck des Ost-West-Konflikts im Kalten Krieg ins Leben gerufen.