Ostermarschierer mahnen zu einer friedlichen Welt

Düsseldorf/Bonn (epd). Mit Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen, Blockadeaktionen und Friedensfesten wollen Friedensaktivisten auch bei den diesjährigen Ostermärschen von Gründonnerstag bis Ostermontag bundesweit zu einer friedlichen Welt mahnen. Einer der traditionell größten, der Ostermarsch Rhein-Ruhr, steht ab Ostersamstag unter dem Motto "Nein zu Krieg und Terror! Nein zur weiteren Aufrüstung Deutschlands und der EU! Wir brauchen eine neue Politik!". Der Ostermarsch Rhein-Ruhr startet in Duisburg mit einer Auftaktkundgebung unter dem Motto "Die Waffen nieder". 

An den Ostertagen in West- und Ostdeutschland sind insgesamt knapp 100 Ostermarschaktionen geplant, wie das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Erwartet würden mehrere zehntausend Teilnehmer. Im vergangenen Jahr nahmen laut den Veranstaltern bundesweit rund 20.000 Menschen teil. Die Ostermarschierer fordern unter anderem einen Stopp der Bundeswehreinsätze im Ausland, die Einstellung sämtlicher Rüstungsexporte, ein Verbot von Killer-Drohnen sowie den Abzug von US-Atomwaffen, die nach wie vor in Deutschland stationiert sein sollen. Außerdem machen sie sich für ein Verbot von Bundeswehr-Werbung stark.

Die Friedensaktivisten erklärten im Vorfeld ihrer Aktionen, dass "jede Minute Waffenstillstand Leben" rette. In Syrien, im Irak, in Mali und anderswo. Auch im Konflikt mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" müsse verhandelt werden. "Die Waffen nieder und miteinander sprechen ist das Gebot der Stunde", erklären die Organisatoren des Ostermarsches Rhein-Ruhr. Statt Rüstungsforschung fordern sie Friedensforschung. 

Die Friedenskoordination Berlin lädt am 15. April zum großen Ostermarsch in die deutsche Hauptstadt ein. Unter diesem Dachverband organisieren sich nicht nur Gruppen wie das Netzwerk Friedenskooperative und der Bundesausschuss "Friedensratschlag", sondern auch Vertreter des DGB, Mitglieder von Einzelgewerkschaften und Frauen- wie Jugendvereinigungen sowie auch die Kirchen. Thematischer Schwerpunkt des Marsches am Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg ist Abrüstung.

In Bremerhaven sprechen sich die Ostermarschierer gegen Truppenverlegungen aus. In Kaiserslautern heißt das Motto "Gegen den Hass." Die dortigen Friedensaktivisten fahren zur Air Base Ramstein, wo ein Friedensgebet vorgesehen ist. In Gießen legt die dortige Friedensinitiative einen Fokus auf Waffenexporte als Ursache für Flucht. 

München bietet zum Auftakt in der Kirche St. Markus einen Ökumenischen Gottesdienst unter dem Thema "Abrüsten für eine gerechte Zukunft". In Hannover gibt es in der Aegidienkirche eine Gedenkveranstaltung für die Opfer von Krieg und Gewalt. Die Ostermarschierer in Wismar werben wiederum für Frieden in Syrien. In Jena, Bremen, Saarbrücken und Stuttgart liegt der Schwerpunkt auf Friedenspolitik und gegen Krieg.

Am Ostersonntag zieht der Ostermarsch Ruhr von Essen über Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne nach Bochum. In Bonn ziehen derweil die Demonstranten unter dem Slogan "Sag Nein zu Krieg und Gewalt! Sag Ja zur Menschlichkeit" durch die Stadt. 

Weitere Ostermärsche gibt es am Montag unter anderem in Offenbach, Darmstadt, Kassel, Bad Kreuznach und in Büchel in der Eifel. Dort wollen die Aktivisten beim Marsch und der Kundgebung vor dem dortigen Fliegerhorst für ein Ende der Atomwaffen werben. Die Friedensbewegung vermutet in Büchel die letzten US-amerikanischen Atomwaffen auf deutschem Boden.

Veranstalter, Teilnehmer und Redner bei den unterschiedlichen Aktionen kommen von den beiden großen christlichen Kirchen, den Gewerkschaften, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner, aus Parteien und Verbänden. In vielen Städten demonstrieren die Ostermarschierer auch gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland.

Entstanden ist die Ostermarsch-Bewegung in Großbritannien, wo sich am Karfreitag 1958 in London unter der Regie des britischen Philosophen Bertrand Russel erstmals 10.000 Menschen versammelten, um für die atomare Abrüstung zu demonstrieren. Ostermärsche gibt es in Deutschland seit 1960. Die Teilnehmerzahlen gingen aber in den vergangenen Jahren immer mehr zurück. Zwischen 1968 und 1983 hatten bei Ostermärschen in Westdeutschland noch mehrere hunderttausend Menschen gegen den Vietnam-Krieg oder die Nato-Nachrüstung demonstriert.