Ostermarschierer fordern humane Flüchtlingspolitik

Düsseldorf (epd). Die Flüchtlingspolitik steht in diesem Jahr im Fokus der Ostermärsche. Mit Demonstrationen, Kundgebungen, Wanderungen, Fahrradtouren, Blockadeaktionen und Friedensfesten wollen Friedensaktivisten bundesweit zu einer friedlichen Welt und zur Beibehaltung einer humanen Flüchtlingspolitik mahnen. Man wolle darauf aufmerksam machen, dass die Flucht Hunderttausender Menschen nach Europa Ursachen habe, "für die die Politik Deutschlands auch mitverantwortlich" ist, erklärte das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn. Zwischen Gründonnerstag und Ostermontag sind in Deutschland insgesamt rund 80 Ostermarschaktionen geplant.

Die Aktivisten demonstrieren zudem für eine Beendigung der Auslandseinsätze der Bundeswehr, einen Stopp von Waffenexporten aus Deutschland sowie den Abzug aller Atomwaffen aus Europa. Die Veranstalter erwarten nicht zuletzt wegen der Flüchtlingskrise und den weltweit zahlreichen Konflikten wieder viele tausend Teilnehmer.

"Die Bundeswehreinsätze im Vorderen Orient oder in Afrika und die Waffenlieferungen in Krisenregionen sind nicht Teil einer Lösung für diese Konflikte", betonte das Netzwerk Friedenskooperative. Die vorgeblichen "Stabilisierungspartner" der schwarz-roten Bundesregierung erwiesen sich immer häufiger als "gefährliche Brandstifter", heißt es in den Aufrufen zu den Ostermärschen. Weder Saudi Arabien noch die Türkei leisteten Beiträge zur friedlichen Beilegung von Konflikten.

Notwendig sei jetzt eine "Friedens- statt Kriegslogik", hieß es. So müsse die Bekämpfung der Flucht- und Kriegsursachen ebenso verstärkt werden wie die zivile Krisenprävention und die Integrationsbemühungen für die in Deutschland lebenden Flüchtlinge. Die Forderung des Ostermarsches Rhein/Ruhr lautet: "Fluchtursachen erkennen – Verantwortliche benennen". An den Ostertagen vom 26. bis 28. März wollen die Friedensgruppen in zehn Städten an Rhein und Ruhr gegen Kriegseinsätze westlicher Staaten demonstrieren. Auch am Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel demonstrieren Friedensaktivisten. Am Ostermontag startet unter dem Motto "Stopp der atomaren Aufrüstung in Deutschland und weltweit!" der Bücheler Ostermarsch, zu dem 14 Gruppen der Friedensbewegung aufrufen.

Das Motto des Ostermarsches in Berlin am Samstag lautet "Krieg ist Terror! Damit muss Schluss sein!". In Augsburg wollen die Ostermarschierer unter dem Motto "Nein zum Krieg! Nicht in unserem Namen" am Ostersamstag gegen einen Einsatz der Bundeswehr in Syrien und die Rüstungsexporte in den Nahen Osten demonstrieren. Am selben Tag ist in Augsburg auch ein Friedensgebet von Christen und Muslimen an der katholischen Kirche St. Anna geplant.

In Erlangen wollen die Ostermarschierer "Für eine europäische Friedenspolitik" demonstrieren, in Fulda eine konsequente Umsetzung der Menschenrechte. In Gießen protestieren die Demonstranten gegen eine mögliche Modernisierung von Atomwaffen. Das Friedensbüro Hannover wirbt dafür, weiter geflüchtete Menschen aufzunehmen. Beim Leipziger Ostermarsch findet auf dem Nikolaikirchhof unter anderem das traditionelle Sichelschmieden statt. In Saarbrücken fordern die Ostermarschierer: "Aufstehen für den Frieden! Gegen Krieg und Terror!"

In vielen Städten demonstrieren die Ostermarschierer auch gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Veranstalter, Teilnehmer und Redner kommen von der evangelischen und katholischen Kirche, den Gewerkschaften, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner sowie aus Parteien und Verbänden.

Entstanden ist die Ostermarsch-Bewegung in Großbritannien. Am Karfreitag 1958 versammelten sich in London unter der Regie des britischen Philosophen Bertrand Russel erstmals 10.000 Menschen, um für die atomare Abrüstung zu demonstrieren. In Deutschland fand der erste Ostermarsch 1960 statt. In Hochzeiten zwischen 1968 bis 1983 demonstrierten bei Ostermärschen in Westdeutschland mehrere hunderttausend Menschen gegen den Vietnam-Krieg oder die Nato-Nachrüstung.