Ostermärsche zum zweiten Mal im Zeichen des Kriegs in der Ukraine

Traditionell ruft die Friedensbewegung zu Ostern zu Demonstrationen auf. In diesem Jahr sind vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs vielerorts wieder Ostermärsche eplant. Die Bewegung sei ein "ziemliches Gemisch", sagt ein Forscher.

Berlin, Frankfurt a. M. (epd). Kritiker von Waffenlieferungen an die Ukraine haben zu Demonstrationen an den Tagen rund um Ostern aufgerufen. In zahlreichen Städten Deutschlands sind Ostermärsche geplant, bei denen ein Waffenstillstand und Friedensverhandlungen gefordert werden sollen. Traditionell lädt die Friedensbewegung in jedem Jahr zu Ostermärschen ein. Dabei ist die Bewegung nach den Worten des Frankfurter Friedensforschers Bruno Schoch ein „ziemliches Gemisch“.

Im Rhein-Main-Gebiet wollen sich Kriegsgegner am Ostermontag, 10. April von verschiedenen Orten in und um Frankfurt aus unter dem Motto „Kriege beenden - den Frieden gewinnen“ zu Fuß oder mit Fahrrädern in Bewegung setzen. Startpunkte sind unter anderem das Generalkonsulat der USA und das für Rüstungsexporte zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn. Die Demonstranten treffen sich dann zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung auf dem Römerberg. Den Aufruf tragen unter anderem die Linke, der DGB Frankfurt Rhein-Main und die katholische Friedensbewegung Pax Christi.

Bereits am Karsamstag, 8. April findet der Ostermarsch von Friedensaktivisten aus dem Raum Mainz und Wiesbaden statt, der mit einer Kundgebung am Mainzer Dom enden soll. Im Aufruf der Veranstalter wird ein sofortiger Waffenstillstand im Ukraine-Krieg und ein Abzug des russischen Militärs aus dem Nachbarland gefordert. Zudem wenden sich die Veranstalter gegen das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr. Weitere Ostermärsche an diesem Tag sind unter anderem in Kaiserslautern, Kassel und Gießen geplant.

In Berlin wird es vor dem Hintergrund der Debatte um den Umgang Deutschlands mit dem Krieg in der Ukraine erneut zwei konkurrierende Veranstaltungen geben. Die Veranstalter des traditionellen Berliner Ostermarsches warnen in ihrem Aufruf vor einer Eskalation des Krieges in der Ukraine. Deutschland mache sich durch Waffenlieferungen, „permanente Kriegsrhetorik und durch Schüren von Feindbildern“ mitschuldig. Zeitgleich soll laut Polizei auch eine alternative Veranstaltung unter dem Motto „Kritische Einordnung des Berliner Ostermarsches“ stattfinden.

Friedensforscher Schoch sagte dem epd, die Teilnehmenden seien Kommunisten und Pazifisten, frühere Gegner der nuklearen Hochrüstung, Engagierte gegen den russischen Angriffskrieg, junge Menschen sowie „Unbelehrbare“ aus der alten Friedensbewegung, wozu auch ein Teil der Kirche gehöre. Das verbindende Element der Ostermarschierer sei ein Anti-Amerikanismus und eine Anti-Nato-Haltung, sagte der langjährige Mitarbeiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), der nach eigener Aussage nie selbst an einem Ostermarsch teilgenommen hat.

Schoch wirft den Initiatoren zudem eine Selbstetikettierung als „Friedensbewegung“ vor und sagte vor dem Hintergrund schwindender Teilnehmerzahlen: „Ein Teil der Ostermarschbewegung verwaltet das, was sie immer war, deswegen wird sie immer weniger.“

Der Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative, Kristian Golla, schreibt den Demonstrationen dagegen weiter eine große Wirkung zu. „Es sind weniger, aber die Märsche bleiben ein Teil von vielen Protestformen“, sagte Golla dem epd. Allerdings fehlten oft jüngere Menschen in den Initiativen vor Ort und der Generationenwechsel schreite voran, räumte Golla ein. „Insgesamt ist die Friedensbewegung ein guter Spiegel der Gesellschaft und die wird älter, das ist Teil des demografischen Wandels“, sagte der Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn, das die bundesweit mehr als 100 regionalen Aktionen koordiniert.