Nahost-Konflikt: Kardinal sieht kleine Gesten der Verständigung

Aachen (epd). Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sieht kleine Hoffnungszeichen im Nahost-Konflikt. „Wir erleben erste kleine Gesten der privaten Verständigung und gegenseitigen Hilfe zwischen Menschen aus der traumatisierten jüdischen und muslimischen Gemeinschaft“, berichtete Pizzaballa bei einem Besuch in Aachen, wie das katholische Hilfswerks Missio am Donnerstag mitteilte. „Das ist neu und macht uns Hoffnung im Heiligen Land.“ Für einen solchen Dialog an der Basis stehe die Kirche als Begleiter zur Verfügung.

„Der Hass ist so allgegenwärtig. Das lässt jede politische, internationale oder multilaterale Lösung derzeit beinahe aussichtslos scheinen“, sagte der Kardinal weiter. Umso wichtiger sei es, die Menschen in ihren Nachbarschaften oder Gemeinden vor Ort dabei zu unterstützen, sich über religiöse und politische Grenzen hinweg im Alltag zu helfen. „Die kleinen Taten der Nächstenliebe schaffen Vertrauen.“ Für den interreligiösen Dialog auf offizieller Ebene habe der Krieg einen Rückschlag bedeutet, beklagte Pizzaballa. Deshalb müssten Gespräche zwischen den Religionen künftig an der Basis geführt werden.

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut eigenen Angaben zufolge 450.000 römisch-katholische Christen in Israel, Jordanien, Zypern und den Palästinensischen Gebieten, darunter viele Arbeitsmigranten aus verschiedenen Ländern. Das katholische Hilfswerk Missio Aachen unterstützt die humanitäre Arbeit des Patriarchats zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung in Gaza mit 100.000 Euro, wie Missio-Präsident Dirk Bingener bei dem Treffen mit Pizzaballa ankündigte. „Christinnen und Christen im Heiligen Land leisten als humanitäre Helfer und Brückenbauer zwischen allen verfeindeten Gruppen Großartiges“, erklärte Bingener.