Nagelkreuzgemeinschaft mit ökumenischem Preis ausgezeichnet

München (epd). Die internationale Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry hat am Samstag mit einem Jahr Verzug in München den Ökumenischen Preis 2020 der Katholischen Akademie Bayern erhalten. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis nahmen der Vorsitzende der Nagelkreuzgemeinschaft Deutschland, Oberkirchenrat Oliver Schuegraf und der Dekan der Kathedrale von Coventry, Reverend John Withcombe entgegen. Versöhnung werde heute mehr denn je gebraucht, sagte Withcombe beim Festakt, die Nationen seien heute „innerlich und äußerlich fragmentiert“. Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry im Jahr 1940, sei von Coventry aber die Botschaft der Versöhnung ausgegangen und die, alle Gedanken an Vergeltung zu unterbinden. „Das wollen wir der Welt weiter sagen“.

Der Bischof von Coventry, Christopher Cocksworth sagte, nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union spüre man „einen tiefen Verlust“. Der Brexit habe bewirkt, dass in England inzwischen die belarussisch-polnische Grenze weiter weg erscheine als die zwischen Mexiko und den USA. Er habe aber auch dazu geführt, dass mehr über die europäische Identität und die Beziehungen zu Europa nachgedacht werde. Er forderte die Kirchen auf, zu Friede und Gemeinwohl für Europa beizutragen.

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx rief dazu auf, die Erinnerung an solche Ereignisse wie die Zerstörung Coventrys wachzuhalten. „Erinnerung ist eine Form der Heilung“, so Marx beim Festakt. Die internationale Nagelkreuzgemeinschaft trägt dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx zufolge „beispielhaft zur Versöhnung, zum Frieden und zur Überwindung von Hass und Konflikten bei“. Mit ihrer „in christlicher Gemeinschaft gelebten Verschiedenheit“ sei sie ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft, hatte Marx schon am Vorabend bei einem Friedensgebet gesagt.

Die Katholische Akademie wolle die christlich motivierte Aussöhnung zwischen Briten und Deutschen als Vorbild für vielfältige Formen der Versöhnungsarbeit ehren, begründete Akademiedirektor Achim Budde die Preisvergabe. Die „Ökumenische Stiftung der Katholischen Akademie in Bayern“ würdigt mit dem Preis brachte Leistungen zur Förderung der Ökumene. Zu den Trägern der Auszeichnung gehören der frühere Bundesaußenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Marx gemeinsam mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

Am 14. November 1940 zerstörten Bomber aus Nazi-Deutschland die mittelenglische Stadt Coventry beinahe komplett. Weite Teile der Innenstadt und auch die Kathedrale versanken in Schutt und Asche. Wenige Wochen danach rief der damalige Dompropst Richard Howard in den Trümmern der Kathedrale zur Versöhnung mit den Deutschen auf. Als Zeichen der Versöhnung wurden aus Zimmermannsnägeln des niedergebrannten Kathedral-Dachstuhls markante Kreuze geschmiedet und weltweit an Orte der Versöhnung verliehen. Von Anfang an hatte die englische Initiative eine ökumenische Dimension.

Die Verleihung des Ökumenischen Preis der Katholischen Akademie Bayern an die Nagelkreuzgemeinschaft sollte eigentlich im 80. Jahr nach der Zerstörung der Kathedrale - also 2020 - stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie musste dies aber verschoben werden. Nun findet die Veranstaltung wegen der anhaltenden Pandemie ohne Publikum im digitalen Raum statt. Sie kann per Livestream verfolgt werden.