Myanmar: Neue Demonstrationen nach einer Nacht der Angst

Frankfurt a.M./Rangun (epd). Trotz Machtdemonstrationen des Militärs hat es in Myanmar neue Proteste gegen das Regime gegeben. Unter anderem demonstrierten am Montag etliche Menschen vor der Zentralbank in der früheren Hauptstadt Rangun, wie das Nachrichtenportal "Myanmar Now" berichtete. Dabei hat die Bevölkerung eine Nacht der Angst hinter sich. In Städten wie Rangun und Mandalay hatte die Junta Panzer und Militärlaster auffahren lassen. Zudem war das Internet für mindestens acht Stunden gekappt worden.

Aus Sorge vor einer Niederschlagung der Proteste und weiteren Massenverhaftungen forderten UN-Generalsekretär António Guterres sowie die diplomatischen Vertretungen der USA, Kanadas, der EU und Großbritanniens das Regime auf, von Gewalt abzusehen. Vor zwei Wochen hatte die Armee gegen die bis dahin regierende Partei "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geputscht.

In Mandalay setzten die Sicherheitskräfte am Montag Gummigeschosse und offenbar auch Zwillen gegen Protestierende ein, berichtete das Magazin "Irrawaddy". Dabei gab es Verletzte, auch wurden Demonstranten verhaftet. Aus der Hauptstadt Naypyidaw wurden ebenfalls Festnahmen gemeldet vor allem von Schülern und Studierenden. 

Juntachef Min Aung Hlaing erklärte laut "Myanmar Now", er werde Maßnahmen gegen medizinisches Personal ergreifen, das aus Protest die Arbeit verweigere. An den Aktionen des zivilen Ungehorsams beteiligten sich indes immer mehr Bevölkerungsgruppen.

Die gestürzte De-Facto-Regierungschefin Suu Kyi bleibt aufgrund grotesker Anschuldigungen weiter in Gewahrsam, wie lokale Medien berichteten. So wurde eine Anhörung vor Gericht wegen "illegalen Besitzes von Funkgeräten" nach Angaben ihres Anwalts auf Mittwoch verschoben. Demnach sollen Suu Kyi und der frühere Präsident Win Myint dem Gericht in Naypyidaw per Videolink zugeschaltet werden.

Seit dem Putsch vom 1. Februar seien mindestens 400 Festnahmen bestätigt worden, erklärte die Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener (AAPP). Razzien und Verhaftungswellen finden meist während der Nacht statt. Unter anderem hat das Militärregime Haftbefehle gegen bekannte Aktivistinnen und Aktivisten ausstellen lassen, die führende Köpfe der Studentenproteste von 1988 waren.