Münster und Osnabrück feiern 375 Jahre "Westfälischer Frieden"

Münster, Osnabrück (epd). Münster hat am Dienstag mit einer Reihe von Veranstaltungen den Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück vor 375 Jahren gefeiert. Mit dem Festtag unter dem Motto „Das Jubiläum“ wolle die Stadt zum Jahrestag des Friedensschlusses in unfriedlicher Zeit ein Zeichen dafür setzen, dass der Frieden Ziel allen Handelns sein sollte, erklärte die Stadt. Zu Gast in der Stadt war die Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee aus Liberia, die an mehreren Veranstaltungen des Tages teilnehmen sollte.

Der Westfälische Frieden wurde in Osnabrück und Münster über fünf Jahre ausgehandelt und am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet. Er beendete den Dreißigjährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 in Europa dauerte.

Osnabrück begeht seinen Friedenstag am Mittwoch (25. Oktober), dem 375. Jahrestag der Verkündung des Westfälischen Friedens von der Rathaustreppe. Höhepunkt ist ein internationales Chortreffen und das Friedenssingen am Nachmittag auf dem Marktplatz, bei dem Bürger und Gäste zum Mitsingen eingeladen sind. Am Abend predigt die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, im katholischen Dom. Das SWR-Demokratieforum von Michel Friedman zum Thema Krieg und Frieden wird aus dem Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück gesendet.

In der Bürgerhalle des Münsteraner Rathauses war am Dienstag nach alten Traditionen ein „Book of Peace“ ausgelegt. Mit dem Eintrag „Frieden bedeutet Würde für alle“ („Peace is dignity for all“) hatte die Friedensnobelpreisträgerin Gbowee den Anfang gemacht. In dem Buch konnten Münsteraner sowie Gäste der Stadt Ihre Gedanken, Hoffnungen und Wünsche zum Thema Frieden festhalten.

Mittags kamen junge Menschen einer Studierenden-Initiative mit internationalen Gästen im Kleinen Haus des Theaters zusammen, um in einer Townhall-Debatte über das Thema „Frieden über Grenzen hinweg“ zu diskutieren. Am Nachmittag stand eine ökumenische Friedensvesper zum Thema „Konflikte gewaltfrei lösen“ in der Apostelkirche auf dem Programm. Beim Friedensgipfel „Westphalian Peace Summit“ mit der Friedensnobelpreisträgerin Gbowee und weiteren internationalen Expertinnen und Experten ging es um eine globale Friedensordnung.

Den Abschluss des Festtages sollte am Abend die Open-Air-Inszenierung „Longing for Peace - Sehnsucht nach Frieden“ auf dem Prinzipalmarkt bilden. In einer Bild- und Klangreise sollte der Sehnsucht nach Frieden Raum gegeben werden, hieß es. Der Hamburger Lichtkünstler Michael Batz, der bereits den Reichstag, die Hamburger Speicherstadt und die Elbphilharmonie visuell in Szene setzte, hatte dafür ein eigenes Programm entwickelt. Unterlegt werden sollte die Aktion mit Klängen und Melodien eines international besetzten Musikerensembles.

Hintergrund: Westfälischer Frieden

Der Westfälische Frieden wurde am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet. Er beendete den Dreißigjährigen Krieg und beinhaltete zwei Verträge: zwischen dem Kaiser sowie den Reichsständen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und Frankreich zum einen, zum anderen zwischen Kaiser sowie Reichsständen und Schweden. Der Vertrag mit den Schweden war bereits am 6. August in Osnabrück per Handschlag besiegelt worden. Am 25. Oktober 1648 wurde der Vertrag in Osnabrück von der Treppe des Rathauses öffentlich verkündet.

Vorausgegangen waren dem Friedensschluss fünf Jahre dauernde Verhandlungen. Sie gelten bis heute als erster gesamteuropäischer Friedenskongress. Dieser habe, was die Diplomatie, die Lösungen und die Grundlagen des sich daraus entwickelnden Völkerrechts angeht, Maßstäbe für die folgenden Jahrhunderte gesetzt, urteilt die Osnabrücker Historikerin Siegrid Westphal. In beiden Städten verhandelten Gesandte der Kriegsparteien, darunter allein 140 Reichsstände und 16 europäische Staaten.

Die Diplomaten sollten einen christlichen Universalfrieden aushandeln. Damit sollten sowohl die Machtkonflikte innerhalb des Reiches zwischen Kaiser und Reichsständen als auch die europäischen Konflikte gelöst werden. Wichtiges Instrument war eine Amnestie für alle Gewalttaten und Beleidigungen seit 1618. Das bezog mit Ausnahmen auch die Wiederherstellung der territorialen Verhältnisse mit ein. Territoriale Verschiebungen gab es durch Entschädigungen dennoch. So erhielt Frankreich das Elsaß und große Teile Lothringens, Schweden bekam Vorpommern und Bremen.

Kernstück für die Stabilität innerhalb des Reiches war der Religionsfrieden. Der Westfälische Frieden legte erstmals die Gleichberechtigung der Konfessionen fest. Diese galt seitdem für alle Reichsinstitutionen wie Reichstag und Gerichte. Grundgedanke war, dass religiöse Konflikte nur rechtlich-politisch, nicht aber über den Wahrheitsanspruch und schon gar nicht mit Gewalt zu lösen sind.

Den Anspruch, die Konflikte zwischen den europäischen Nationalstaaten zu befrieden, erfüllte der Friedensschluss laut Historikerin Westphal nicht. Der spanisch-französische Krieg wurde nicht beendet. In den kommenden Jahrhunderten flammten immer wieder Kriege auf. Innerhalb des Reiches sorgte der Westfälische Frieden jedoch für Stabilität bis 1806. Er verhinderte einen Religions- und Verfassungskrieg.