Misereor: Friedensprozess am Horn von Afrika wie der Fall der Mauer

Aachen (epd). Das katholische Hilfswerk Misereor hat die Bundesregierung aufgefordert, den Friedensprozess zwischen den ehemals verfeindeten Ländern Äthiopien und Eritrea zu unterstützen. "Nach der Öffnung der Grenzen sind die Euphorie und Bewegung vor Ort groß", sagte der Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Freitag in Aachen. Menschen verglichen diese Erfahrung mit dem Fall der Berliner Mauer. 

Spiegel hatte sich erst vor wenigen Tagen mit dem für Misereor zuständigen Freiburger Erzbischof Stephan Burger im Grenzgebiet von Eritrea und Äthiopien ein Bild von der Situation gemacht. Mehr als 20 Jahre nach der Trennung der beiden Länder müsse die internationale Gemeinschaft nun "den Demokratisierungsprozess in Eritrea unterstützen, verbunden mit Hilfe beim Wiederaufbau", betonte Spiegel. Zudem müsse "umgehend geprüft werden, ob die bestehenden Sanktionen gegen Eritrea noch zweckmäßig sind und entsprechend angepasst oder aufgehoben werden".

Eritrea hat sich erst nach einem langen Unabhängigkeitskrieg 1993 von Äthiopien gelöst. Von 1998 bis 2000 führten beide Staaten Krieg gegeneinander, in dem mehr als 70.000 Menschen getötet wurden. Erst Anfang Juli dieses Jahres wurde der Kriegszustand offiziell für beendet erklärt. Inzwischen wurden Telefon- und Flugverbindungen eingerichtet und Grenzübergänge geöffnet.

Der neue äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed treibt die Aussöhnung innerhalb des Vielvölkerstaats Äthiopien wie auch mit Eritrea voran. Er ließ Gefangene frei und sicherte freie und faire Wahlen für 2020 zu. Für das autoritär regierte Eritrea wächst mit dem Reformkurs Abiys ebenfalls die Hoffnung auf eine Öffnung und die Abschaffung des teils jahrelangen Militärdiensts, der als Hauptgrund für Flucht gilt.