Misereor fordert langfristige Friedens- und Flüchtlingspolitik

Aachen (epd). Das katholische Hilfswerk Misereor fordert zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni einen realistischen Blick der internationalen Politik auf die globale Flüchtlingskrise. Weltweit seien mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter fast 41 Millionen als Binnenvertriebene, erklärte das Werk für Entwicklungszusammenarbeit am Freitag in Aachen. Fluchtursachenbekämpfung sei eine Frage von vielen Jahren und dürfe neben den Fluchtbewegungen nach Europa die Binnenflüchtlinge in ihren eigenen Ländern nicht aus dem Blick verlieren, erklärte Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. 

Die Hauptherkunftsländer von Geflüchteten seien Länder mit zum Teil jahrelangen Konfliktsituationen, erklärte Bröckelmann-Simon. Afghanistan beispielsweise kenne seit fast 40 Jahren nur Krieg und Gewalt, in Irak dauere der Terror seit über 14 Jahren an, "und der Syrienkrieg hält inzwischen schon länger als der Zweite Weltkrieg an". Ähnliches gelte für den Südsudan oder Somalia. "So schwierig es auch sein mag, an einer langfristigen Friedenspolitik mit starker Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure und Stabilisierung lokaler Strukturen führt kein Weg vorbei."

Nach wie vor seien die meisten Geflüchteten nicht im Ausland zu finden, sondern als Vertriebene innerhalb ihrer eigenen Länder. Binnenflüchtlinge seien besonders gefährdet. Hilfe funktioniere nur über lokale Strukturen und angepasste Angebote vor Ort, erklärte Bröckelmann-Simon. Häufig seien es gerade die Verletzlichsten, die in ihrem eigenen Land auf der Flucht sind und es nicht über die Grenzen schafften.

Insgesamt fördert Misereor nach eigenen Angaben in der Flüchtlingshilfe weltweit 109 Projekte für über 600.000 Menschen in 31 Ländern mit 36 Millionen Euro. Etwa die Hälfte des Geldes fließt dabei in die Versorgung der Menschen in den Kriegs- und Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens. Für Projekte in Syrien wird Misereor mehr als 550.000 Euro aufwenden.