Milizen-Führer aus Zentralafrika soll sich in Den Haag verantworten

Den Haag (epd). Der Internationale Strafgerichtshof will erstmals einen Anführer der muslimischen Séléka-Milizen in der Zentralafrikanischen Republik anklagen. Es gebe genug Hinweise für einen Prozess gegen Mahamat Said Abdel Kani wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, sagte Chefankläger Karim Khan bei der Eröffnung des Vorverfahrens am Dienstag in Den Haag.

Der 51-Jährige Said soll unter anderem wegen Folter, Verfolgung und dem Verschwindenlassen von Personen angeklagt werden. In dem Bürgerkrieg kämpfen unter anderem christliche Milizen, die Anti-Balaka, gegen die muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen.

Said war im Januar in der Zentralafrikanischen Republik festgenommen worden und ist der erste Verdächtige der Séléka, der sich in Den Haag verantworten muss. Zuvor waren bereits zwei mutmaßliche Anführer der Anti-Balaka angeklagt worden.

Chefankläger Khan sagte am Dienstag, Said sei bei der Planung dabei gewesen und habe manche Verbrechen selbst begangen. Said war der Anklagebehörde zufolge Chef der früheren Polizei-Einheit OCRB, die zu einem Sicherheitsdienst unter Kontrolle der Séléka umgeformt wurde. Bei dem am Dienstag begonnenen Vorverfahren wird geprüft, ob die Beweise für die Eröffnung eines Hauptverfahrens ausreichen und die Anklageschrift gegen Said bestätigt wird. Eine Entscheidung soll innerhalb der nächsten zwei Monate fallen.

Im Februar hatte bereits ein Prozess gegen den früheren Minister Patrice-Edouard Ngaïssona und den Anführer der vorwiegend christlichen Anti-Balaka-Miliz, Alfred Yekatom, begonnen. Ngaïssona und Yekatom sind die ersten Angeklagten, die sich für Verbrechen in dem seit 2013 dauernden Bürgerkrieg verantworten müssen. Nach dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozizé versank die Zentralafrikanische Republik in einem blutigen Konflikt, der vor allem von christlichen Milizen, den Anti-Balaka, und den muslimisch-geprägten Séléka-Rebellen ausgetragen wird. Nach UN-Schätzungen wurden in dem Konflikt Tausende Menschen getötet und mehr als 1,4 Millionen zur Flucht gezwungen.