Militärbischof: Ethische Abwägungen in Konflikten oft mühsam

Köln (epd). Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck sieht die Kirchliche Friedensarbeit aktuell vor großen Herausforderungen, unter anderem durch Auslandseinsätze. Es gehe nicht nur um eine seelsorgliche Begleitung der Soldatinnen und Soldaten in menschlichen Problemen und Fragen, sagte Overbeck am Donnerstag in einem Festgottesdienst zum 60-jährigen Bestehen der katholischen Kirchliche Friedensarbeit in der Bundeswehr. Aufgaben der Seelsorge seien auch ethische Reflexion und Gewissensbildung.

"Dabei geht es immer um das Ziel der Deeskalation von Gewaltsituationen", unterstrich der Ruhrbischof laut Redetext. Es müsse deutlich werden, "dass der Dienst der Soldaten ein Dienst zur Sicherheit aller Menschen wie für den Frieden ist". Dazu gehöre, für die Menschenwürde und die Menschenrechte einzutreten.

Angesichts neuer Konfliktformen wie hybrider Kriegsführung und der Bedrohung durch den Terrorismus scheine manchmal eine gewaltsame Abwehr gerechtfertigt, sagte der Militärbischof. Dabei sei die sorgfältige ethische Abwägung, ob Gewalt als letztes Mittel angewendet werden dürfe, oft nicht einfach.

Eine wichtige aktuelle Frage sei die Kirchliche Friedensarbeit für nicht-christliche religiös gebundene Soldaten in der Bundeswehr wie etwa Muslime, sagte Overbeck: "Es wird noch mancher Anstrengungen bedürfen, Formen der Institutionalisierung einer Kirchliche Friedensarbeit im konkreten Gespräch mit den Muslimen in Deutschland zu entwickeln." Dabei werde sich zeigen, wie wichtig das Ernstnehmen der Religionsfreiheit sei.

Der Gottesdienst erinnerte an den ersten Standortgottesdienst der Katholischen Kirchliche Friedensarbeit in der Bundeswehr vor 60 Jahren. Am 10. Oktober 1956 hatte der damalige Kölner Erzbischof Joseph Frings vor rund 400 Soldaten gepredigt.