Militärbischof: Brauchen Seelsorge-Konzept für Verteidigungsfall
Die Spitze der evangelischen Militärseelsorge sortiert sich neu. Am Donnerstag wurde der neue Militärgeneraldekan Kirschner ins Amt eingeführt. Der Militärbischof arbeitet derweil an einer "Art geistlichem Operationsplan Deutschland".
Berlin (epd). Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sieht der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernhard Felmberg, die Militärseelsorge vor neuen Herausforderungen. Man müsse sich dem „Stresstest Militärseelsorge“ stellen, sagte Felmberg am Donnerstag bei der offiziellen Einführung des neuen Militärgeneraldekans Thorsten Kirschner in Berlin. Es gehe um die Frage, was die Kirche im Verteidigungsfall mache.
Darauf sei die Kirche mit den derzeitigen Ressourcen nicht vorbereitet. „Deswegen brauchen wir einen geistlichen Plan, eine Strategie“, sagte Felmberg. Dem „Tagesspiegel“ (Donnerstag) hatte Felmberg zuvor gesagt, er habe durch einen einstimmigen Beschluss der Kirchenkonferenz der EKD den Auftrag erhalten, ein Konzept für den Fall eines Kriegs vorzubereiten. Konkret soll es dabei etwa um die Überbringung von Todesnachrichten oder um Bestattungen gehen.
Mit der Einführung von Kirschner ins Amt des Militärgeneraldekans ist die Spitze der evangelischen Militärseelsorge wieder komplett. Kirschner bekleidet das Amt bereits seit April. Als Militärgeneraldekan leitet der 43-Jährige das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr. Der Theologe war zuvor persönlicher Referent von Felmberg.
Kirschner sagte bei seiner Einsegnung, die Militärseelsorge schaffe Oasen im Alltag von Soldatinnen und Soldaten. Kasernen seien darauf ausgelegt, effizient und sicher zu sein. Das allein mache das Leben aber nicht aus. Deswegen betreibe die Kirche Räume, die darüber hinaus schauten.
Das Kirchenamt für die Bundeswehr ist laut Militärseelsorgevertrag dem Bundesverteidigungsministerium nachgeordnet. Der Militärgeneraldekan untersteht damit bei staatlichen Verwaltungsaufgaben dem Bundesverteidigungsminister, ansonsten aber dem vom Rat der EKD berufenen Militärbischof, dem die kirchliche Leitung der Militärseelsorge obliegt.
In der Bundeswehr begleiten evangelische und katholische Militärgeistliche und seit 2021 auch jüdische Militärrabbiner Soldatinnen und Soldaten seelsorgerlich im Inland und auch bei Auslandseinsätzen. Rund 100 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer arbeiten in der Militärseelsorge an verschiedenen Standorten der Bundeswehr.
Hintergrund:
Militärseelsorge in der Bundeswehr
Berlin (epd). In der Bundeswehr begleiten evangelische und katholische Militärgeistliche und seit 2021 auch jüdische Militärrabbiner Soldatinnen und Soldaten seelsorgerlich im Inland und auch bei Auslandseinsätzen. Gemäß Soldatengesetz hat jeder Soldat Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung. Die Militärseelsorge gestaltet zudem den Lebenskundlichen Unterricht in der Bundeswehr.
Die Evangelische Militärseelsorge leistet seit 1957 ihren Beitrag zur seelsorglichen Betreuung von Soldaten und deren Angehörigen. Rund 100 evangelische Militärpfarrerinnen und -pfarrer nehmen diese Aufgabe wahr. An der Spitze der evangelischen Militärseelsorge stehen der Militärbischof und der Militärgeneraldekan, der das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr in Berlin leitet.
Neuer Militärgeneraldekan ist Thorsten Kirschner, der das Amt bereits am 1. April dieses Jahres übernommen hat. Sein Vorgänger Matthias Heimer war im Oktober 2023 in den Ruhestand getreten.