Militär-Rabbiner: Jüdische Soldaten sollten zu ihrem Glauben stehen

Hannover (epd). Der künftige Militär-Bundesrabbiner Zsolt Balla will jüdische Soldaten in der Bundeswehr ermutigen, offener mit ihrer religiösen Identität umzugehen. „Es gibt Soldaten, die keine Probleme haben, ihren jüdischen Glauben zu äußern“, sagte Balla, der am 21. Juni in sein neu geschaffenes Amt eingeführt wird, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitag). „Manche fühlen sich jedoch nicht wohl bei dem Gedanken, sich den anderen in der Truppe entsprechend mitzuteilen.“

Dies sei jedoch nicht allein in der Bundeswehr so, ergänzte der Landesrabbiner von Sachsen. „Ich kann diese Verhaltensweisen auch in der zivilen jüdischen Gemeinde beobachten. Wir möchten daher generell Juden ermutigen. Wenn wir unsere jüdische Identität offener zeigen können, ohne Benachteiligungen zu fürchten, werden wir die Gesellschaft ein Stück freier machen.“

Der Rabbiner beobachtet Vorfälle mit rechtsextremem oder antisemitischem Hintergrund in der Bundeswehr mit Sorge. Der Extremismus greife die Gesellschaft als Ganzes an, sagte er. „Dabei muss man nur an Halle denken, wo ein Rechtsextremist eine Synagoge angegriffen hat und nichtjüdische Bürger tötete.“

Balla hält die Bekenntnisse der demokratischen Parteien in Deutschland gegen Antisemitismus für deutlich genug. „Hass jeglicher Art nicht salonfähig zu machen, bleibt die Aufgabe jedes Einzelnen.“, sagte er.

Als Militär-Bundesrabbiner wolle er Bundeswehrangehörige jüdischen Glaubens unterstützen. „Dabei kann es zum Beispiel um koschere Verpflegung gehen, die Praxis religiöser Handlungen oder das Begehen jüdischer Fest- und Feiertage.“ Die Militärrabbiner seien jedoch ansprechbar für alle Soldaten. Zu ihren Aufgaben gehöre auch Bildung. „Es geht um eine Bundeswehr, in der die demokratischen Werte gelebt werden.“

Der in Budapest geborene und seit 2002 in Deutschland lebende Balla sagte, er habe großen Respekt vor der Arbeit, die die Streitkräfte für die Bundesrepublik leisteten. „Die Bedeutung, die sie für eine freie Gesellschaft in Deutschland und Europa haben, wird leider häufig unterschätzt.“