Merkel für legale Wege der Einwanderung nach Europa

Münster (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für legale Wege der Einwanderung nach Europa für schutzbedürftige Menschen ausgesprochen, damit sie nicht Schleppern in die Hände fallen. Das Abkommen zwischen der EU und der Türkei habe gezeigt, dass es gelingen könne, illegale Migration in legale umzuwandeln, sagte Merkel am Sonntag in Münster auf der Eröffnung des internationalen Friedenstreffens der katholischen Laienbewegung Sant'Egidio. Die illegale Migration nach Europa müsse dagegen eingedämmt werden.

Die Kanzlerin sagte, die Gemeinschaft Sant'Egidio trage mit ihrem Engagement im Mittelmeerraum dazu bei, der Welt ein menschliches Antlitz zu geben. Die Politik zeige dies nicht immer. An der Eröffnungsveranstaltung in der Halle Münsterland nahmen neben Merkel unter anderem der Großimam der Al-Azhar-Universität in Ägypten, Ahmad Muhammad Al-Tayyeb, und der Präsident der Republik Niger, Mahamadou Issoufou, teil.

Der Münsteraner Bischof Felix Genn äußerte in seinem Grußwort Merkel gegenüber Respekt für ihren Einsatz für die Aufnahme von Flüchtlingen im Jahr 2015. "Allen Widerständen zum Trotz haben Sie sich in unserem Land und auf europäischer Ebene dafür eingesetzt", sagte Genn. Nun müssten Fluchtursachen bekämpft werden, damit Menschen nicht zur Flucht gezwungen seien: "Das unsägliche Sterben im Mittelmeer muss ein Ende bekommen." 

Der Sant'Egidio-Gründer Andrea Riccardi sagte, die Religionen müssten daran erinnern, dass es keine sichere Zukunft für die Reichen mitten unter vielen Armen gebe. Um Frieden zu verwirklichen, müsse jeden Tag daran gearbeitet werden, alle Menschen in einem Netz des Dialogs und der Zusammenarbeit zu verbinden.

Bei dem Treffen in Münster und Osnabrück wollen bis Dienstag hochrangige Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften aus aller Welt miteinander diskutieren und beten. Zu verschiedenen Podiumsdiskussionen am Montag und Dienstag werden unter anderem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der emeritierte Kardinal Walter Kasper und der Weihbischof von San Salvador, Kardinal Gregorio Rosa Chávez, erwartet. Es geht etwa um die Zukunft Europas, die Flüchtlingssituation und den Dialog zwischen Christen und Muslimen. 

Veranstalter des Treffens sind die Bewegung Sant'Egidio sowie die Bistümer Münster und Osnabrück. Sie erwarten insgesamt rund 5.000 Teilnehmer. Das Treffen endet am Dienstag in Osnabrück mit einer Friedensprozession. Dabei werden Friedensgebete in unterschiedlichen religiösen Traditionen gesprochen.

Die Bewegung Sant'Egidio entstand 1968 in Rom auf Initiative des Historikers Andrea Riccardi. Sie widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten und dem Dialog der Religionen.