Menschenrechtler: Türkei greift Kurden auch mit deutschen Waffen an

Göttingen (epd). Bei ihren Angriffen auf die kurdische Enklave Afrin im Norden Syriens setzt die türkische Armee nach Angaben von Menschenrechtlern auch Waffen aus Deutschland ein. Die deutsche Bundesregierung sei deshalb mitverantwortlich für den Beschuss kurdischer Dörfer, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker am Montag in Göttingen. 

Augenzeugen hätten Leopard-II-Panzer aus deutscher Produktion identifiziert, mit denen das türkische Militär gegen kurdische Siedlungen vorrücke, sagte der Nahostexperte der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido. Auch Luftbodenraketen, die von türkischen Kampfflugzeugen abgefeuert wurden, sollen aus Deutschland stammen oder mit deutscher Hilfe produziert worden sein.

Die Bundesregierung müsse diese Berichte schnellstens überprüfen und dafür sorgen, dass die türkische Armee mit deutschen Waffen keinen Krieg führe, forderte Sido. Auch die Nato dürfe nicht tatenlos zusehen, "wie eines ihrer Partnerländer einen Angriffskrieg beginnt." 

Türkische Truppen hatten das Kurdengebiet Afrin am Wochenende zunächst aus der Luft bombardiert, anschließend hatten Bodentruppen die türkisch-syrische Grenze überquert und waren in Afrin einmarschiert. Die Regierung in Ankara hält die Kurdenmiliz YPG, die Afrin kontrolliert, für einen Ableger der in der Türkei verbotenen und bekämpften Kurdischen Arbeiterpartei PKK.

In Afrin leben nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker nahezu eine Million Menschen, die Hälfte von ihnen seien Flüchtlinge aus Aleppo. "In Afrin gibt es weder Bunker noch einen anderen wirksamen Schutz gegen Bomben und Granaten für Zivilisten", sagte Sido. Frauen, Kinder und Alte müssten in Berghöhlen Zuflucht suchen.