Mehrheit der Deutschen skeptisch zu Lehren aus Weltkriegen

Osnabrück (epd). Nur jeder dritte Deutsche glaubt einer Umfrage zufolge, dass aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg die richtigen politischen Konsequenzen gezogen worden sind. Wie die repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Samstag) ergab, ist nur ein gutes Drittel der Befragten der Meinung, dass heute alles dafür getan werde, um neue Kriege zu vermeiden. Anlass für die Befragung war der 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs an diesem Sonntag.

Konkret sagte nur eine Minderheit von 35 Prozent, dass die historische Erfahrung der beiden Weltkriege heute noch umfassend handlungsleitend sei. 62 Prozent der Befragten glauben dies nicht. Besonders ältere Deutsche, die noch Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg (1939-1945) oder an direkte Folgen für ihre Familie haben, sind ernüchtert. Von ihnen gaben 69 Prozent an, dass aus dem Grauen der Vergangenheit keine hinreichenden Lehren gezogen worden seien. Bei Jugendlichen unter 18 Jahren war es jeder Zweite. 

Mit Blick auf das Selbstbild als Nation hält dem Bericht zufolge nur eine knappe Mehrheit der Befragten (54 Prozent) das Deutschland der Gegenwart für ein friedliebendes Land. 43 Prozent verneinen diese Aussage. 60 Prozent meinen sogar, dass Kriege wieder auf dem Weg sind, ein gängiges Mittel der Außenpolitik zu werden. Nur ein knappes Drittel findet das nicht.

Insbesondere die Anhänger der Union und der SPD, aber auch der Grünen sehen nur eine begrenzte Gefahr eines erneuten großen globalen Krieges. Wer den Linken oder der AfD zuneigt, hat größere Angst davor: Mit 52 und 54 Prozent liegen Anhänger dieser Parteien deutlich über dem Durchschnitt von 39 Prozent. Für die Studie hatte Forsa im Oktober 1.516 Deutsche befragt.