Medienbericht: Zahl antisemitischer Vorfälle hat sich vervierfacht

Berlin (epd). Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland ist einem Medienbericht zufolge seit dem Terrorangriff der Hamas drastisch gestiegen. Zwischen den Attacken auf Israel am 7. Oktober und dem 9. November habe der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) 994 antisemitische Vorfälle registriert, berichtete „Zeit online“ am Dienstag. Das seien im Schnitt 29 Vorfälle täglich und damit viermal so viele wie im Durchschnitt des gesamten Vorjahres. Erstmals seit Beginn der Rias-Erhebungen trete islamistisch und links geprägter Antisemitismus häufiger auf als solcher von rechts.

In der Mehrzahl der Fälle hätten die Experten vom Rias den Tathintergrund nicht eindeutig bestimmen können. „Die Daten zeigen, dass Antisemitismus als Chamäleon funktioniert, das sich politischen Entwicklungen anpasst“, sagte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz: „Insgesamt aber kann man festhalten, dass Antisemitismus in allen relevanten gesellschaftlichen Bereichen fest verankert ist.“

Dem Bericht zufolge kam es auch an Alltagsorten von Jüdinnen und Juden vermehrt zu antisemitischen Vorfällen. Den Rias-Meldestellen seien allein 59 Vorfälle im direkten Wohnumfeld bekannt geworden, darunter Markierungen mit dem Davidstern, aber auch gewalttätige Übergriffe.

Auch an Hochschulen hat der Antisemitismus laut dem Rias zugenommen. Auf die zunehmend antisemitische Stimmung hätten viele Betroffene mit einem Rückzug aus der Öffentlichkeit reagiert, sagte Rias-Geschäftsführer Steinitz. Er forderte: „Wer Zeuge antisemitischer Äußerungen wird, muss den Mut haben zu widersprechen und sich solidarisch mit den Opfern zu zeigen.“

Für den Report zu den aktuellen antisemitischen Vorfällen hat der Rias vor allem Zeitungsberichte und Postings in sozialen Netzwerken ausgewertet. Eine weitere Quelle war die verbandseigene Meldestelle, an die sich Zeugen und Betroffene gewendet haben. Nicht immer sind die so erfassten Vorfälle auch Straftaten.