Mali: Präsident und Ministerpräsident von Militärs festgenommen

Frankfurt a.M./Bamako (epd). Im westafrikanischen Mali haben meuternde Soldaten nach eigenen Angaben Präsident Ibrahim Boubacar Keïta und Ministerpräsident Boubou Cissé festgenommen. Der nicht namentlich genannte Anführer der Meuterei erklärte gegenüber dem französischen Sender RFI am Dienstagabend, die beiden Männer befänden sich in ihrer Gewalt und würden und in die Garnisonsstadt Kati außerhalb der Hauptstadt Bamako gebracht. Afrikanische Union und Westafrikanische Wirtschaftgemeinschaft verurteilten das Vorgehen.

Am Dienstagmorgen hatten die Aufständischen in Kati Truppen mobilisiert und Straßensperren errichtet. Soldaten hatten Medienberichten zufolge in die Luft geschossen. Am Abend nahmen sie Keïta und Cissé in der Residenz des Präsidenten in Bamako in ihre Gewalt. Festnahmen von weiteren Politikern und Ministern wurden zunächst nicht bestätigt. Die Hintergründe der Meuterei, wer dahinter steckt und wie viele Soldaten sich an dem Aufstand beteiligten, war zunächst unklar. Die unklare Lage schürte Angst vor einem Militärputsch und einer Eskalation der Gewalt.

Die Afrikanische Union forderte die sofortige Freilassung von Präsident und Ministerpräsident. Kommissionspräsident Moussa Faki Mahamat rief die Meuterer auf, den Aufstand zu beenden. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) verurteilte das Vorgehen der Soldaten scharf. Die Staaten kündigten an, wenn nötig alle notwendigen Mittel einzusetzen, um die Verfassungsordnung und Demokratie in Mali wiederherzustellen.

Die Regierung hatte vor der Festnahme von Präsident und Ministerpräsident zu Besonnenheit aufgerufen. Regierungschef Cissé hatte in einer Erklärung auf Facebook die Soldaten aufgefordert, die Waffen niederzulegen und sie zu einem friedlichen Dialog eingeladen. In Bamako strömten am Abend Medienberichten zufolge Bürger auf die Straßen. Ein Gebäude der Regierung sei von einer Gruppe in Brand gesetzt worden, berichtete der britische Sender BBC. Das Auswärtige Amt forderte Deutsche in Mali auf, zu Hause zu bleiben und in Bamako und der Umgebung nur unbedingt notwendige Fahrten zu unternehmen.

Die Regierung steht seit mehreren Wochen unter Druck. Bei Massenprotesten gingen im Juni und Juli Zehntausende Menschen gegen das Ergebnis der Parlamentswahl, die schlechte wirtschaftliche Lage und die zunehmende Gewalt im Land auf die Straße. Die Demonstranten fordern den Rücktritt Keïtas. Auch für kommendes Wochenende hatten sie zu Kundgebungen aufgerufen. Im Juli wurden bei Ausschreitungen mindestens 14 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt.

2012 erhoben sich Teile des Militärs in Kati, was zu einem Putsch mit anschließendem Bürgerkrieg führte, bei dem Islamisten die Kontrolle über mehrere Regionen Malis übernahmen. Sie verüben seitdem immer wieder Anschläge. Internationale Militäreinsätze, an denen auch die Bundeswehr beteiligt ist, führten bisher nicht zu einer Beruhigung der Lage.