Machtkampf über äthiopische Region Tigray eskaliert weiter

Frankfurt a.M./Addis Abeba (epd). In Äthiopien eskaliert der Machtstreit zwischen der Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der Regierung in der Region Tigray weiter. Das Parlament erlaubte der Bundesregierung am Samstag, die dortige Regionalregierung aufzulösen und auszutauschen, wie der staatliche Fernsehsender Fana BC berichtete. Am Freitag hatte die Regierung Luftangriffe in Tigray ausgeführt, nachdem in den vergangenen Tagen bereits heftige Kämpfe in der Region stattgefunden hatten.

Auslöser der militärischen Konfrontation war der mutmaßliche Angriff der paramilitärischen Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) auf eine Militärbasis am Mittwoch. Der Angriff verschärfte die seit Monaten bestehenden Spannungen zwischen der Bundesregierung in Addis Abeba und der Regionalregierung in Tigray. Die Regionalregierung hatte im September Wahlen abgehalten, obwohl das Parlament in Addis Abeba wegen der Corona-Pandemie alle Amtszeiten verlängert und sämtliche Wahlen verschoben hatte. Die Regionalregierung hatte erklärt, die Bundesregierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed nicht mehr anzuerkennen.

Ahmed erklärte am Freitag, die Armee habe Luftschläge und Offensiven in Tigray ausgeführt und dabei unter anderem Infrastruktur und Waffen der TPLF zerstört. Die TPLF fordert wie die Regionalregierung mehr Autonomie von der Regierung in Addis Abeba. Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat und wurde jahrzehntelang von Meles Zenawi regiert, der aus der Region Tigray 
stammt. Nach der Wahl von Abiy zum Ministerpräsidenten 2018 nahm der Einfluss der Tigray ab. Abiy wurde wegen dem Abschluss eines Friedensabkommens mit dem Nachbarland Eritrea 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.