Maas: Sexualisierte Gewalt in Konflikten zerstört Gesellschaften

Frankfurt a.M./New York (epd). Opfer von sexueller Gewalt in Konfliktgebieten bekommen häufig nicht die Hilfe, die sie brauchen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte am Freitag bei einer virtuellen Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York, sexualisierte Gewalt in Kriegen habe Gesellschaften weltweit zerstört. Die Fortschritte bei der Bekämpfung von Vergewaltigungen, erzwungenen Schwangerschaften und sexueller Sklaverei in Konfliktgebieten seien bisher jedoch langsam. 

Deutschland hat im Juli den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat inne und erklärte den Kampf gegen sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten zu einer Priorität. Im April 2019 war unter deutschem Vorsitz vom Sicherheitsrat eine Resolution verabschiedet worden, die mehr Schutz für Opfer sexueller Gewalt in Konflikten fordert. Konfliktparteien werden aufgefordert, solche Verbrechen sofort zu beenden. Andernfalls könnten auch Sanktionen verhängt werden.

Die Schauspielerin Angelina Jolie, die Sondergesandte des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ist, sagte am Freitag vor dem Sicherheitsrat, besonders Kinder würden nach Vergewaltigungen weltweit vernachlässigt. Hilfsprogramme seien chronisch unterfinanziert und für Kinder oftmals nicht vorhanden.

Die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, plädierte dafür, Betroffene ins Zentrum des politischen Interesses zu rücken, um sicherzustellen, dass sie die nötige Hilfe bekommen. Opfer würden durch brutale Vergewaltigungen nicht nur körperlich verstümmelt, sondern trügen auch seelische Wunden davon. Sexuelle Gewalt werde in Konfliktgebieten weltweit als Taktik und als Foltermittel eingesetzt.

Laut dem jährlichen UN-Bericht wurde sexuelle Gewalt in kriegerischen Konflikten im vergangenen Jahr in mindestens 19 Ländern und von mehr als 50 Konfliktparteien begangen, darunter Regierungsarmeen, Rebellengruppen und Terrororganisationen. Statistiken über die Opferzahlen sind wegen ungenauer Erfassung durch Behörden und der Angst vor Stigmatisierung der Opfer jedoch ungenau.