Maas besorgt über "Abgrund menschlichen Leids" im syrischen Idlib

Berlin (epd). Außenminister Heiko Maas (SPD) und Hilfsorganisationen haben ihre Sorge vor einer Eskalation der Gewalt im umkämpften syrischen Idlib bekräftigt. Derzeit würden diplomatische Gespräche geführt und alles getan, um zu verhindern, dass es zu einem humanitären Desaster in der Region komme, sagte Maas nach einem Gespräch mit dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, in Berlin.

Maas äußerte die Befürchtung, dass die internationale Staatengemeinschaft sehenden Auges auf einen Abgrund menschlichen Leids zusteuere. Am Freitag will der Minister mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow über die Lage in Syrien beraten. Maurer mahnte angesichts von Diskussionen über neue Militärschläge auf Einrichtungen des Regimes von Baschar al-Assad diplomatische Lösungen an. 

In der von Rebellen kontrollierten nordwestlichen Region Idlib halten sich derzeit knapp drei Millionen Zivilisten auf. Zugleich haben sich dschihadistische Milizen dort verschanzt. Das Assad-Regime hat mit russischer Unterstützung mit Luftangriffen auf die Region begonnen. Maas sagte, es müssten Möglichkeiten gefunden werden, islamistische Terroristen zu bestrafen, ohne das Leben von drei Millionen Menschen zu gefährden.

Zehntausende Menschen sind laut den UN bereits vor der eskalierenden Gewalt in Idlib geflohen. Seit Anfang September seien 38.300 Menschen von dort geflohen, erklärte der Regionale UN-Koordinator für Syrien, Panos Moumtzis, in Genf. Etwa 4.500 von ihnen seien jedoch in den vergangenen drei Tagen wieder zurückgekehrt. Eine Bodenoffensive der Assad-Truppen könnte etwa 900.000 Bewohner zur Flucht zwingen, warnte er. 

Die Deutsche Welthungerhilfe äußerte sich auch tief besorgt um Hunderttausende Menschen in Idlib: "Ohne eine politische Lösung sitzen sie womöglich in der Falle", erklärte Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann. Das "Bündnis Entwicklung Hilft" forderte die Politiker zum Handeln auf. "Statt über eine Beteiligung der Bundeswehr zu debattieren, sollte die Bundesregierung im Rahmen einer europäischen Initiative einen sofortigen Waffenstillstand unterstützen?, forderte Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnisses, dem "Brot für die Welt", Misereor und sechs weitere Hilfswerke angehören. 

Nach UN-Angaben sind innerhalb Syriens mehr als 6,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als 5,5 Millionen Syrer sind außer Landes geflohen. Seit Beginn des Syrien-Konflikts 2011 wurden Hunderttausende Menschen getötet.