Lippische Kirche in Sorge über Auslandseinsätze der Bundeswehr

Detmold, Lemgo (epd). Die Lippische Landeskirche hat sich besorgt über die zunehmende Zahl von Auslandseinsätzen der Bundeswehr geäußert. Bei Konflikten müsse das breite Spektrum der verschiedenen nichtmilitärischen Handlungsformen das erste Mittel sein, heißt es in einem am Samstag von der Lippischen Landessynode beschlossenen Papier. In dem Hauptvortrag mahnte der Bochumer Theologe Günter Thomas, die Kirche müsse sich verstärkt um die „Alltagschristen“ kümmern. Wegen der Corona-Pandemie tagte das Kirchenparlament erneut als Videokonferenz.

Militärische Auslandseinsätze sollten nur „unter strenger Berücksichtigung der Kriterien für rechtserhaltende Gewalt geplant und durchgeführt werden“, heißt es in dem beschlossenen Papier. Als einen eigenen Beitrag will die Landeskirche die Ausbildung und den dreijährigen Einsatz einer Friedensfachkraft finanzieren.

Zugleich erklärte die Landeskirche ihre Verbundenheit mit den an den Auslandseinsätzen beteiligten Soldatinnen und Soldaten, zivilen Mitarbeitern und ihren Familien. Die Seelsorge und Begleitung von Bundeswehrangehörigen und ihren Familien solle weiterhin gefördert werden. Einer der größten Bundeswehrstandorte, von dem aus Einheiten in militärische Auslandseinsätze entsandt würden, liege mit Augustdorf in Lippe, hieß es.

Der Theologe Günter Thomas warnte davor, in einer immer stärker professionalisierten Kirche die „Alltagschristen“ aus dem Blick zu verlieren. Mit politischen Themen wie Migration oder Klimakrise würden Kirchen nur für einen Teil der Gemeindemitglieder sprechen, der andere Teil wende sich dann von der Kirche ab, erklärte der evangelische Theologe, der an der Bochumer Ruhr-Universität den Lehrstuhl für Ethik und Fundamentaltheologie innehat.

Harsch ging der Theologe mit der Kirchen in der Corona-Pandemie ins Gericht. Die Kirchen hätten viel getan und viel geredet, aber im Kern nichts gesagt. Wenn Kirchen verkündeten, dass Gott die Menschen begleite, egal was passiere, sei das ein „Heldenchristentum mit einer metaphysischen Trostlosigkeit“. Nötig sei es jedoch, den Menschen Raum für Klagen zu geben. „Wir brauchen in diesen Zeiten Klagemauern“, sagte Thomas. Dazu gehöre auch die Erkenntnis, dass die Natur nicht nur schön und bewahrenswert sei, sondern wie das Coronavirus auch ein Feind des Menschen sein könne.

Das Kirchenparlament beschloss auch die Aufhebung von fünf Pfarrstellen, die bereits vorher vakant waren. Das betrifft Pfarrstellen in den evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Barntrup, Detmold-Ost, Helpup, Hohenhausen und Lage. Das sei schmerzlich, sagte Landessuperintendent Dietmar Arends. Es dokumentiere, dass die Landeskirche und die Gemeinden kleiner würden. Die Synode beschloss zudem, die Bezahlung von Vikaren auf das Niveau der benachbarten westfälische Kirche anzuheben.

Der Superintendent der Lutherischen Klasse, Andreas Lange, hatte sich am Freitagabend im Eröffnungsgottesdienst skeptisch gegenüber Hoffnungen geäußert, dass nach Corona der gewohnte Alltag wiederkehre. Das Leben habe jedoch keine Pausentaste. Manches werde dauerhaft wegbleiben, manches wie beispielswiese ergänzende digitale Gottesdienste würden bleiben.

Die Landessynode, deren Tagung am Samstag zu Ende ging, ist das höchste Leitungsgremium der lippischen Kirche mit rund 148.000 Gemeindemitgliedern. Sie tagt regulär zweimal pro Jahr.