Landesbischof: Waffeneinsatz bleibt "notwendige Möglichkeit"

Bad Boll (epd). Die Evangelische Landeskirche in Württemberg sieht sich nach Einschätzung ihres Bischofs Frank Otfried July nicht als pazifistische Kirche. Der Einsatz von Waffen gegen Bosheit und tiefste Menschenverachtung sei eine "notwendige Möglichkeit", sagte July laut Redemanuskript am Samstag bei einer Friedenstagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll bei Göppingen. Es müsse beim Schutz von elementaren Menschenrechten um "Gewaltminimierung durch Gewaltmonopolisierung" gehen, zitierte July den Tübinger Theologen Eilert Herms. 

Klar sei aus kirchlicher Sicht der "absolute Vorrang ziviler, konstruktiver Konfliktlösungen", hob der Bischof hervor. Das müsse etwa in der Bildung vermittelt werden. Die Landeskirche setze sich zudem für die konsequente Kontrolle von Waffenexporten ein, damit militärische Güter im Ausland nicht "rechtlose Gewalt" verstärkten. Kleinwaffenexporte sollten grundsätzlich verboten werden. 

July erläuterte auch, warum er sich gegen eine Waffenmesse in Stuttgart gestellt hatte. Die Perfektion von Waffen könne die Probleme der Zeit nicht lösen, sagte er. Friede sei unlösbar mit Gerechtigkeit verknüpft, weshalb der Einsatz gegen Armut, Unterdrückung, Korruption, Umweltzerstörung und Klimawandel auch eine Friedensaufgabe sei. 

Kiflemariam Gebrewold, Leiter des Projekts Rüstungsexport und Rüstungskonversion in der Evangelischen Landeskirche in Baden, wies darauf hin, dass Deutschland immer noch zu den Top Ten der Großfeuerwaffen- und Kleinwaffenverkäufer gehöre. Kirchengemeinden spürten den Zusammenhang zwischen den Flüchtlingen in Deutschland und den Waffenexporten. Gebrewold forderte zudem eine kirchliche und politische Unterstützung des UN-Beschlusses, Nuklearwaffen zu verbieten.