Kritik an steigender Zahl minderjähriger Rekruten bei der Bundeswehr

Bonn/Stuttgart (epd). Friedensinitiativen, Menschenrechtsorganisationen und kirchliche Gruppen haben am Freitag den sofortigen Stopp der Rekrutierung Minderjähriger durch die Bundeswehr gefordert. Die Zahl 17-jähriger Rekruten sei im vergangenen Jahr erneut gestiegen, kritisierte die Kampagne "Unter 18 nie!", der auch drei baden-württembergische Organisationen angehören. Im Jahr 2019 traten 1.706 Minderjährige ihren Dienst bei der Bundeswehr an, 27 mehr als im Vorjahr. Das geht aus dem Bericht des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels (SPD) hervor, der am Dienstag vorgestellt wurde.

Die in dem Bericht dokumentierten Missstände wie zahlreiche Fälle von verbaler und physischer Gewalt, sexuelle Übergriffe, Mobbing, Alkoholismus oder rechtsextreme Propaganda verdeutlichten einen mangelnden Jugendschutz bei der Bundeswehr, erklärte Sarah Gräber, Sprecherin der Kampagne. Sie forderte eine Informationspflicht, bei wie vielen solcher Vorfälle Minderjährige betroffen sind. Bisher veröffentlichten die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium keine expliziten Zahlen über Vorfälle, die minderjährige Soldatinnen und Soldaten betreffen. 

In der Kampagne "Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr" haben sich zehn Organisationen aus den Bereichen Kinderrechte, Kirche, Gewerkschaften und Friedensbewegung zusammengeschlossen. Dazu zählen das Kinderhilfswerk Terre des Hommes (Osnabrück), das Netzwerk Friedenskooperative (Bonn), die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK, Bonn), Pax Christi (Berlin) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW, Frankfurt a.M.). Aus Baden-Württemberg sind dabei die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK, Stuttgart), Ohne Rüstung leben (Stuttgart) und das Bündnis "Schulfrei für die Bundeswehr" (Stuttgart). Sie fordern, das Rekrutierungsalter für den Militärdienst auf 18 Jahre anzuheben sowie ein Verbot jeglicher Bundeswehrwerbung bei Minderjährigen.