Kriegsgedenken: Appelle zur Versöhnung und Verständigung

Berlin (epd). Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat zum Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zu Erinnerung und Versöhnung aufgerufen. Im Zuge des Eroberungs- und Vernichtungskrieges durch Nazi-Deutschland starben allein in der Sowjetunion schätzungsweise 27 Millionen Menschen, darunter 14 Millionen Zivilisten.

Grütters erklärte am Montag in Berlin mit Blick auf eine in der vergangenen Woche eröffnete Sonderausstellung über sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg im Deutsch-Russischen Museum Karlshorst, mehr als die Hälfte der etwa 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen seien in deutscher Gefangenschaft gestorben. Diese zählten daher zu den größten Opfergruppen deutscher Massenverbrechen während des Zweiten Weltkriegs. Sie seien „mahnende Erinnerung daran, gemeinsam weiter einzutreten für Versöhnung und Verständigung mit allen Ländern oder ihren Nachfolgestaaten, die im Zweiten Weltkrieg Opfer der deutschen Aggression wurden“, sagte die CDU-Politikerin.

Die Bundesstiftung Aufarbeitung mahnte zum Jahrestag des deutschen Überfalls mehr historische Bildung an. „Das Ausmaß dieses verbrecherischen Krieges im Osten und insbesondere die Leiden der Bevölkerung in Polen, Belarus, der Ukraine und Russland sind in unserer Erinnerungskultur nicht ausreichend verankert“, hieß es in einer am Montag in Berlin veröffentlichten Erklärung. Es sei die Fortsetzung eines bereits mit dem Überfall auf Polen 1939 begonnenen rassistischen Eroberungs- und Vernichtungskrieges gewesen, in dem die Sowjetunion die meisten Opfer des Zweiten Weltkriegs zu beklagen hatte.

„Um zu verstehen, wie tief sich der Krieg in das Gedächtnis der Menschen im östlichen Europa und den Staaten der einstigen Sowjetunion eingegraben hat, ist das Wissen über die damaligen Vorgänge unerlässlich“, so die Bundesstiftung Aufarbeitung. Dieses historische Wissen sei das Fundament aller Verständigungsbemühungen.

Die Organisation Ärzte gegen einen Atomkrieg (IPPNW) rief zum Jahrestag des Überfalls die Bundesregierung auf, „zu einer Politik des friedlichen Ausgleichs und der guten Nachbarschaft zurückzukehren, wie sie Willy Brandt erfolgreich betrieben hat“. Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Russland sollten objektiv untersucht werden, wie dies auch für andere Staaten zu fordern sei. Sie dürften nicht als Rechtfertigung für militärische Drohung und Eskalation missbraucht werden. „Wir fordern von der Bundesregierung, auch im Rahmen der Nato auf militärische Aufmärsche an Russlands Grenzen zu verzichten“, erklärt Lars Pohlmeier, Co-Vorsitzender der IPPNW.