Kriegserinnerung in Dresden: "Wir haben es selbst in der Hand"

Dresden erinnert jeweils am 13. Februar an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Mindestens 25.000 Menschen kamen damals ums Leben. Der Gedenktag war in diesem Jahr vom Appell für Demokratie und Menschenwürde geprägt.

Dresden (epd). Zahlreiche Dresdnerinnen und Dresdner haben am Dienstag anlässlich des Jahrestages der Zerstörung der Stadt vor 79 Jahren gegen Rechtsextremismus und Rassismus demonstriert. An einer Menschenkette beteiligten sich am Abend nach Angaben der Stadtverwaltung 13.000 Menschen.

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) rief bei der Kundgebung dazu auf, sich vehement für Demokratie und die Menschenwürde einzusetzen. „Das Fundament unserer politischen Ordnung sind die Menschen- und Bürgerrechte“, sagte er. Angesichts der Zunahme von Rassismus und menschenverachtenden Weltbildern in der Gesellschaft mahnte er: „Die Zukunft unserer Demokratie entscheidet sich an der Wahlurne. Wir haben es selbst in der Hand, wer Macht erhält und wer sie entzogen bekommt.“

Die nationalsozialistische Terrorherrschaft sei „kein Zufallsprodukt“ gewesen. Der Nationalsozialismus sei „bei freien und demokratischen Wahlen von einem großen Teil der Bevölkerung eingeladen“ worden, „zur stärksten politischen Kraft zu werden“, sagte Hilbert. Die Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkrieges dürfe nicht von Nationalisten umgedeutet und instrumentalisiert werden.

Der Gedenktag hatte am Vormittag mit einer Kranzniederlegung auf dem Nordfriedhof begonnen. Weitere Gedenkveranstaltungen fanden auf dem Neuen Katholischen Friedhof und auf dem Heidefriedhof statt. Jeweils am 13. Februar erinnert Dresden an die Luftangriffe der Alliierten von 1945 auf die Stadt. Damals kamen laut Schätzungen rund 25.000 Menschen ums Leben, die Altstadt wurde nahezu vollständig zerstört.

Mehrere Veranstaltungen sollten am 79. Jahrestag der Zerstörung Dresdens ein deutliches Zeichen gegen rechts und für Demokratie setzen. Die Dresdner Philharmonie lud zu einem Bürgersingen am Kulturpalast ein. Am Abend war ein Gedenkkonzert geplant. Die Frauenkirche hatte außer dem traditionellen stillen Gedenken auf dem Neumarkt auch eine „Nacht der Stimmen“ mit Redebeiträgen zur Demokratie auf dem Programm.

Frauenkirchenpfarrer Markus Engelhardt betonte: „Einfach nur kontemplatives Innehalten und Erinnern wie in den Jahren und Jahrzehnten zuvor reicht in der heutigen gewandelten Situation nicht mehr aus.“ An der Frauenkirche hängt zudem seit einigen Tagen ein Banner mit dem Slogan „Wir haben die Wahl - Für Demokratie gegen Rechtspopulismus“.

Das Bündnis Weltoffenes Dresden hatte zudem eine Kunstaktion veranstaltet. Noch bis zum 18. Februar sind Installationen und Banner an zentralen Orten der Stadt zu sehen. Daran sind 18 Kulturinstitutionen beteiligt, darunter das Deutsche Hygiene-Museum, die Dresdner Musikfestspiele, die Semperoper und die Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

Zum Abschluss des Gedenktages war ein ökumenischer Friedensgottesdienst in der Dresdner Kreuzkirche vorgesehen. Im Anschluss daran sollten die Kirchenglocken der Stadt um 21.45 Uhr läuten, dem Zeitpunkt des ersten Bombenangriffs am 13. Februar 1945.

Bereits am Sonntag hatten Rechtsextremisten versucht, den Gedenktag für ihre Zwecke zu missbrauchen. Rund 5.000 Menschen demonstrierten dagegen.