Kriegsdienstverweigerung: Interesse an Beratung gestiegen

Bonn (epd). Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine ist das Interesse an der Beratung für Kriegsdienstverweigerer der evangelischen Kirchen gestiegen. „Bisher waren es vor allem aktive Soldatinnen und Soldaten, die sich bei uns gemeldet haben“, erklärte Wolfgang Burggraf, Geschäftsführer der Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK), am Montag in Bonn. Aktuell würden aber auch ehemalige Bundeswehrangehörige und ungemusterte junge Menschen wissen wollen, wie sie verweigern können oder wie eine Kriegsdienstverweigerung abläuft.

Die Anfragen erreichten die EAK über das Internet oder telefonisch, erklärte Burggraf: „Wir spüren hier schon eine große Unsicherheit.“ Nach der Aussetzung der Einberufung zur Wehrpflicht vor mehr als zehn Jahren seien die Beratungsstrukturen für Kriegsdienstverweigerer bei anderen Organisationen weitgehend abgebaut worden. Die EAK gehöre zu den wenigen Verbänden, die bis heute diese Beratungsangebote anbieten.

Es falle auf, dass ausschließlich Männer anfragen würden, erklärte Sabine Müller-Langsdorf, EAK-Vorstandsmitglied und Friedensbeauftragte im Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau und von Kurhessen-Waldeck. „Die Verunsicherung gründet wohl in den Bildern, die wir sehen: Kämpfende Männer, die ohne Wenn und Aber Frau und Kinder zurücklassen.“ Die Bilder vom Krieg in der Ukraine brächten ein Männer- und Frauenbild zurück, das bereits überholt zu sein schien, sagte die Pfarrerin.