Kramer fordert Position zur atomaren Abschreckung

Weimar (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, hat die Kirchen dazu aufgerufen, klar Position gegen atomare Abschreckung zu beziehen. Zum 60. Jahrestag der Verordnung über die Bausoldaten in der DDR schrieb der mitteldeutsche Landesbischof in der in Weimar erscheinenden Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ (Ausgabe 1. September), die Absage der Kirchen an Logik und Praxis der Abschreckung gelte es neu durchzubuchstabieren. Heute stehe die Welt erneut vor einer gefährlichen Rüstungsspirale.

Kramer, der in den 1980er Jahren selbst als Bausoldat in Prora auf der Insel Rügen stationiert war, erinnerte an die Bausoldaten als Wegbereiter der friedlichen Revolution. Dieser Dienst habe Auswirkungen auf die Sicht von Krieg und Frieden gehabt. Der Landesbischof forderte, die Kirchen müssten weiter dafür streiten, dass Friedensräume wachsen können.

Der Dienst als Bausoldat bot Wehrpflichtigen in der DDR die Möglichkeit, bei der Nationalen Volksarmee (NVA) den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern. Stationiert waren die Bausoldaten getrennt von den anderen Einheiten. Zum Einsatz kamen sie unter anderem beim Bau militärischer Anlagen.

Ein verfassungsmäßiges Recht auf Kriegsdienstverweigerung oder einen zivilen Wehrersatzdienst gab es in der DDR nicht. Nachdem die Kirchen auf die Möglichkeit einer Art Kriegsdienstverweigerung gedrängt hatten, trat am 7. September 1964 die Bausoldatenverordnung in Kraft, eine für die sozialistischen Länder einmalige Lösung. Allerdings hatten Bausoldaten mit beruflichen Nachteilen zu rechnen.