Konfliktforscher fordern Sonderprogramm gegen Hasskriminalität

Bielefeld (epd). Das Konfliktforschungsinstitut in Bielefeld fordert von der neuen Bundesregierung ein Sonderförderprogramm zur Erforschung von Hasskriminalität und Prävention. „Täglich verzeichnen wir rassistische und menschenfeindliche Herabwürdigungen und Hasskriminalität“, heißt es in einer am Mittwoch in Bielefeld veröffentlichten Erklärung des Vorstands des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Diese würden bislang nicht ausreichend erfasst und analysiert. Die Konfliktforscherinnen und -forscher fordern die Einrichtung einer bundesweiten Akademie für Gewaltanalyse und -Prävention sowie eine stärkere Ausbildung für Prävention im Schul- und Sozialbereich.

Eine bundesweite Akademie könne in einer vernetzten Forschung die Phänomene gesellschaftlicher Spaltung analysieren sowie Präventionsmöglichkeiten und -ansätze entwickeln, heißt es in der unter anderem von Institutsleiter Andreas Zick unterzeichneten Erklärung. Ebenso könne sie ein Ort für die Stärkung und Weiterbildung im Bereich von Konfliktmanagement, Rassismus- und Gewaltprävention sein.

Nötig sei unter anderem die Erhöhung von Forschungsetats, um eine langfristige Erforschung von Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt sowie Verfahren der Konfliktbearbeitung zu ermöglichen, hieß es weiter. Zudem müsse die gesellschaftliche Beteiligung an politischen Beratungs- und Entscheidungsprozessen gestärkt werden.

Hass und Gewalt richteten sich ebenso gegen verletzliche Menschen sowie auch ehrenamtliche und professionelle Fachkräfte wie Gesundheitspersonal, aber auch politisch Verantwortliche, erklärten die Konfliktforscher. „Diese Entwicklungen bedürfen einer nachhaltigen gesellschaftlichen wie wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie der Entwicklung wissenschaftlich fundierter, effektiver Präventionsmaßnahmen“, hieß es. Forschung könne einen Beitrag leisten, sie müsse jedoch deutlich gestärkt werden.

Gesellschaftliche Transformationsprozesse und Schocks, wie wirtschaftliche Krisen, die Corona-Pandemie, Folgen des Klimawandels, zunehmende soziale und ökonomische Ungleichheiten sowie Fluchtmigration gingen häufig mit gesellschaftlichen Spannungen und Konflikten einher, hieß es weiter. Institutionen und Verfahren der Konfliktbearbeitung, soweit es sie gebe, gerieten vor diesem Hintergrund zunehmend unter Druck.

Das vor 25 Jahren gegründete Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld war bundesweit das erste seiner Art, das Ursachen, Ausdrucksformen und Folgen von gesellschaftlichen Konflikten erforscht.