Kolumbiens Innenminister soll Friedensgespräche ankurbeln

Rio de Janeiro (epd). Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos will den unterbrochenen Friedensprozess mit der Farc-Guerilla rasch wieder in Fahrt bringen. Am Sonntag (Ortszeit) schickte Santos eine hochrangige Delegation unter Innenminister Juan Fernando Cristo zum Verhandlungsort in der kubanischen Hauptstadt Havanna, wie der Hörfunksender RCN auf seiner Internetseite berichtete. "Ich habe das Verhandlungsteam angewiesen, auf das Gaspedal zu drücken", erklärte Santos, der für seine Bemühungen mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. 

Im September hatten Santos und Farc-Chef Rodrigo Londoño ein Friedensabkommen unterzeichnet, das jedoch in einem Referendum mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde. Die Kritiker des Abkommens verlangen weitreichende Änderungen, vor allem bei der geplanten Übergangsjustiz. Der Dialog zwischen Regierung und Farc wurde am Samstag wieder aufgenommen. Beide Seiten zeigten sich in ersten Stellungsnahmen optimistisch, schnell einen neuen Konsens herzustellen. 

Vor allem die konservative Opposition um Ex-Präsident Álvaro Uribe hatte für eine Ablehnung des Vertrags Kampagne gemacht. Er kritisiert den im ausgehandelten Vertrag vorgesehen Zugang zu Parlamentssitzen für Ex-Guerilleros und fordert eine Amnestie für Militärs, die in den vergangenen Jahren wegen Menschenrechtsverbrechen verurteilt wurden. Auch dass die Gewalt gegen Frauen explizit im Vertrag als aufzuarbeitendes Kriegsverbrechen erwähnt wird, stößt auf Kritik. Die Opposition sieht darin einen Angriff auf das traditionelle Geschlechterverhältnis. 

Uribe steht im Verdacht, enge Kontakte zu paramilitärischen Gruppen zu unterhalten, die für zahlreich Gräueltaten im 50 Jahre währenden Krieg verantwortlich gemacht werden. Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Staat und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien entzündete sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit. Mehr als 300.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.