Kolumbianischer Präsident bricht Friedensdialog mit ELN-Guerilla ab

Rio de Janeiro (epd). Der Friedensprozess mit der kolumbianischen ELN-Guerilla muss einen erneuten Rückschlag hinnehmen. Präsident Juan Manuel Santos erteilte einer Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den linken Rebellen am Montag (Ortszeit) eine Absage. Grund sind mehrere Anschläge der ELN auf Polizeistationen, bei denen sieben Beamte getötet und zahlreiche verletzt wurden. Damit sind die Bemühungen um eine Verlängerung der im Januar ausgelaufenen Waffenruhe vorerst gescheitert. Regierung und ELN verhandeln seit knapp einem Jahr über ein Friedensabkommen.

"Ich habe entschieden, die für die kommenden Tage geplante fünfte Verhandlungsrunde auszusetzen", erklärte Santos nach einem Treffen mit seinem Chefunterhändler Gustavo Bell. Für die Fortsetzung des Friedensdialogs müsse die ELN " Worte und Taten in Einklang" bringen. Zugleich wies Santos die Streitkräfte an, mit aller Härte gegen die Guerilla vorzugehen, wie der Hörfunksender Caracol berichtete. Die ELN hatte sich zuvor zu weiteren Gesprächen bereiterklärt.

Die Angriffe auf Polizeistationen ereigneten sich am Wochenende in der Hafenstadt Barranquilla und im Departement Bolivar im Norden des Landes. Die ELN bekannte sich zu den Taten. Die Regierung stufte das Bekennerschreiben als echt ein.

Anfang Januar war eine gut dreimonatige Waffenruhe zwischen Regierung und ELN ausgelaufen. Seitdem verüben die Guerilleros wieder Anschläge auf Ölpipelines und Militärposten. Daraufhin unterbrach Präsident Santos die Friedensgespräche in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito auf unbestimmte Zeit.

Die Feuerpause, die zu einem deutlichen Rückgang von Gewalttaten in den Regionen mit ELN-Präsenz geführt hat, war das bisher wichtigste Ergebnis der Friedensverhandlungen. Mit der größeren Farc-Guerilla unterzeichnete die Regierung bereits im Dezember 2016 einen umfassenden Friedensvertrag.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen entzündete sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit. Seither wurden etwa 300.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.