Kohlgraf: Zukunft nicht durch Hass vergiften lassen

Worms (epd). Der katholische Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und in der Gewalt in anderen Teilen der Welt davor gewarnt, dass Hass die Zukunft auch in Europa zu vergiften drohe. Wenn der Wunsch nach Vergeltung die Welt dominiere, hätten letztlich die „Verbrecher gewonnen“, sagte er am Sonntag in der Wormser Pauluskirche bei einem Gottesdienst zum 75-jährigen Bestehen der deutschen Sektion von Pax Christi, deren aktueller Präsident Kohlgraf ist. Von Menschen aus der Ukraine höre er als Reaktion auf russische Kriegsverbrechen in der Ukraine und das Leid der Zivilbevölkerung immer wieder, es könne niemals Vergebung für das Geschehene geben. Zwar habe kein Täter einen Anspruch auf Vergebung durch seine Opfer, dennoch ließen ihn solche Aussagen „erschaudern“.

„Es wird auch in Zukunft Menschen brauchen, die sich nicht durch Rache und Hass bestimmen lassen, sondern durch das Bemühen um Gerechtigkeit und Versöhnung“, sagte Kohlgraf in seiner Predigt. „Vergebung heißt ja nicht, den Mantel des Schweigens über Verbrechen zu decken, sondern Gerechtigkeit herzustellen.“ Im Sinne der Bibel sei es, dass Kriegsverbrecher Verantwortung für ihre Taten übernehmen müssten und den Opfern größtmögliche Gerechtigkeit widerfahre.

Dafür, dass dies möglich sei, gebe es in der Geschichte einige „bewegende Beispiel“, etwa in Südafrika nach dem Ende des Apartheid-Regimes. Auch Pax Christi sei in den Jahren nach der Gründung daran beteiligt gewesen, ehemalige Erbfeinde zusammenzubringen. So seien am Beginn der Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen wesentlich die polnischen Bischöfe beteiligt gewesen.