Kofler: Humanitäre Hilfe besser mit Entwicklungsarbeit verknüpfen

Berlin (epd). Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Bärbel Kofler (SPD), hat sich für eine bessere Verknüpfung von humanitärer Hilfe und einer langfristigen Entwicklungszusammenarbeit ausgesprochen. Krisen und Konflikte seien oftmals nicht nach vier oder fünf Monaten beendet, sagte sie am Dienstag bei einer Diskussion von Diakonie Katastrophenhilfe und Deutschem Caritasverband zu "Humanitäre Hilfe 50 Jahre nach Biafra" im Auswärtigen Amt. 

Mit Blick auf Menschen, die über Jahre in Flüchtlingscamps ausharren müssen, betonte Kofler, dabei gehe es um Fragen der Bildung, der Gesundheitsversorgung und der Beschäftigungsmöglichkeiten. Zugleich sprach sie sich für eine restriktivere Rüstungsexportpolitik aus. Hier gebe es noch sehr viel zu tun, sagte sie. 

Im Biafra-Krieg in Nigeria starben von 1967 bis 1970 bis zu drei Millionen Menschen. Bilder von verhungernden Kindern sorgten in westlichen Ländern für Entsetzen und führten zu breiter Solidarität mit einer großangelegten Hilfsaktion der Kirchen. Die Bundesregierung in Bonn beschloss im Zuge dessen, die staatliche humanitäre Hilfe ins Leben zu rufen. Die Zuständigkeit bekam das Auswärtige Amt. 

Der Biafra-Krieg hat in Westafrika vor 50 Jahren bis zu drei Millionen Tote gefordert. Die meisten Menschen sind dabei nicht den Kampfhandlungen zum Opfer gefallen, sie sind verhungert. Als die Gewalt von 1967 bis 1970 in der Region Nigerias eskalierte, wurden die in den westlichen Medien verbreiteten Bilder der dürren, sterbenden "Biafra-Kinder" zum Symbol für den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe.

Nigeria ist ein Land mit rund 250 ethnischen Gruppen - zu den größten gehören Haussa und Fulani, Yoruba und Igbo. Anfang 1966 putschten sich Igbo-Offiziere der nigerianischen Armee an die Macht. Ein Gegenputsch folgte im Juli vonseiten der Haussa. Es kam zu Pogromen, etwa 30.000 Igbo wurden getötet, viele andere flohen aus ganz Nigeria in ihr traditionelles Heimatgebiet Biafra im Südosten.

Als eine Gebietsreform die Aufteilung von Wohngebieten der Igbo und der meisten Ölquellen auf unterschiedliche Bundesstaaten anordnete, rief die Volksgruppe am 31. Mai 1967 den unabhängigen Staat Biafra aus. Mit dem Einmarsch nigerianischer Regierungstruppen am 6. Juli begann der Krieg. 

Ab August 1968 kam auf Betreiben kirchlicher Hilfsorganisationen verschiedener Länder eine Luftbrücke zustande, die zahlreiche Menschen vor dem Verhungern rettete. Dieses Biafra-Engagement wurde schließlich auch vom westdeutschen Staat unterstützt - es war die Geburtsstunde der staatlichen humanitären Hilfe in der Bundesrepublik Deutschland.