Kirchenpräsident ruft zur Verteidigung der europäischen Friedensordnung auf

Emden (epd). Der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat zur Wahrung der europäischen Friedensordnung aufgerufen. "Wir müssen heute überzeugte Europäer sein, die gewonnene Friedensordnung verteidigen und weiter entwickeln - ohne aber zu europäischen Egoisten zu werden", sagte er vor der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Frühjahrstagung des Kirchenparlaments in Emden ging am Sonnabend zu Ende. Weiteres Schwerpunktthema war eine Resolution zum Kirchenasyl. Erstmals tagten die Synodalen zudem gemeinsam mit Vertretern der Jugendarbeit. 

Heimbucher betonte, mit Blick auf den Krieg in Syrien quäle sich die Kirche mit der Frage, wie die Staatengemeinschaft wirksam Menschen schützen könne, die dem Krieg, dem Terror und dem Völkermorden im eigenen Land schutzlos ausgeliefert seien. Der Kirche komme eine besondere Verantwortung zu: "Die Kirche ist immer auch eine Menschenrechtsbewegung." Fehler und Lügen der jüngsten Militärinterventionen dürften nicht wiederholt werden.

Mit einer Resolution reagierte das Kirchenparlament auf die zunehmende Kritik am Kirchenasyl seitens bayerischer Landespolitiker und der rechtspopulistischen Partei AfD. Die Synodalen warnten davor, das Kirchenasyl zum Wahlkampfthema zu machen. Kirchenasyle erwüchsen stets "aus der Pflicht zur christlichen Nächstenliebe im konkreten Notfall". Sie seien keine Form der politischen Positionierung. 

Die Synodalen forderten die Kirchenleitung auf, Gemeinden mit einem Kirchenasyl juristisch, fachlich und seelsorgerlich zu beraten. Insbesondere dann, wenn gegen Haupt- oder Ehrenamtliche strafrechtlich ermittelt werde. Einige Kirchenparlamentarier kritisierten die ihrer Ansicht nach politische Ausgewogenheit des Dokuments. Sie hätten sich eine deutlich schärfere Kundgebung ihrer Kirche gewünscht.

Erstmals tagten die rund 60 Synodalen gemeinsam mit den 60 Delegierten der reformierten Jugendkonferenz. Die gemeinsame Beratung sei Teil des vor zwei Jahren begonnenen Zukunftsprozesses der reformierten Kirche, erläuterte Heimbucher. In den Gemeinden werde intensiv anhand eines Impulspapiers diskutiert. Mehr als 100 der bundesweit insgesamt 145 reformierten Gemeinden hätten sich bereits mit Stellungnahmen geäußert. 

In sechs Arbeitsgruppen debattierten junge und ältere Reformierte über das Profil der Kirche, die Aufgaben und Chancen des Ehrenamtes oder die Rolle künftiger Pastoren. Dabei wurde eine Stärkung des Ehrenamtes gefordert. Großen Wert legten die Arbeitsgruppen darauf, dass sich die reformierte Kirche weiter aktiv in die Gesellschaft einmische. Vertreter der Jugend wünschten sich mehr Einfluss auf kirchenpolitische Entscheidungen. Bislang gibt es keine Jugendvertreter in dem Kirchenparlament.

Bis zur Herbstsynode will das kirchenleitende Gremium, das sogenannte Moderamen, die Ergebnisse der Beratungen zusammenfassen und dem Kirchenparlament erste Beschlussvorlagen präsentieren. Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören rund 177.000 Mitglieder zwischen Ostfriesland und dem Allgäu.