Kirchen fordern Ende der Gewalt in der Ukraine

Bonn (epd). Die Kirchen in Deutschland haben ein sofortiges Ende der russischen Militärinvasion in der Ukraine gefordert. „Russland muss die militärischen Angriffe unverzüglich stoppen und die territoriale Integrität der Ukraine vollumfänglich anerkennen“, erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, bei einem gemeinsamen Treffen am Donnerstag in Bonn. Der Angriff Russlands auf die Ukraine gefährde das Friedensprojekt Europa. Auch international reagierten Kirchenvertreter entsetzt auf den russischen Angriff und forderten ein Ende der Gewalt.

Der Weltkirchenrat verurteilte sämtliche tödliche Waffengewalt als Mittel zur Lösung politischer Konflikte. Der Lutherische Weltbund, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die Konferenz Europäischer Kirchen und der Weltrat methodistischer Kirchen riefen zu einem Friedensgebet für die Menschen in der Ukraine am 2. März auf.

Nach einer wochenlangen Krise hatte der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstagmorgen militärische Truppen in die Ukraine einmarschieren lassen. Die evangelische Theologin Margot Käßmann forderte die Kirchen zu Gesprächen mit der russisch-orthodoxen Kirche auf. Präsident Putin und die orthodoxe Kirche pflegten öffentlich ein gutes Verhältnis, sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende dem Evangelischen Pressedienst (epd). Entsprechend könnte diese mäßigend auf Putin einwirken. Darauf sollten die Konferenz Europäischer Kirchen und der Weltkirchenrat die orthodoxe Kirche mit Nachdruck hinweisen. „Das erwarte ich schon lange. Sonst sind alle ökumenischen Gespräche doch nur Schönwetter-Fantasien“, sagte Käßmann.

Der EKD-Friedensbeauftragte Friedrich Kramer rief dazu auf, alles zu unternehmen, damit die diplomatischen Gesprächsfäden wieder aufgenommen werden könnten. „Krieg ist gegen Gottes Willen. Und Krieg darf nicht zu einem Mittel der Politik werden“, erklärte der Landesbischof der Mitteldeutschen Kirche. Auch der Präsident der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, Kardinal Jean-Claude Hollerich, forderte die EU auf, weiter nach friedlichen Konfliktlösungen zu suchen. Zudem appellierte der Luxemburgische Erzbischof an die europäischen Gesellschaften, Flüchtlinge aus der Ukraine willkommen zu heißen.

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, drang auf weitere Verhandlungen bei gleichzeitigen Sanktionen gegen Russland. Realistisch betrachtet gebe es keine Alternative zu Verhandlungen, sagte Liebig dem epd. Der Kirchenpräsident ist Mitglied im seit Juli vergangenen Jahres ausgesetzten deutsch-russischen „Petersburger Dialog“. „Wir müssen jetzt gerade als Europäerinnen und Europäer einschließlich Großbritannien sagen, wir möchten mit Russland und der Ukraine darüber verhandeln, wie wir zu einer neuen Friedensordnung kommen, denn die alte scheint nicht mehr tragfähig zu sein“, sagte er.

Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg sagte dem epd, Diplomatie sei vor allem dann erfolgreich, wenn das Gleichgewicht der Kräfte von allen Seiten anerkannt und respektiert werde. In dieser Situation empfänden Soldatinnen und Soldaten schmerzhaft, „wie hilflos die internationale Gemeinschaft der russischen Invasion gegenübersteht“. Felmberg lud zu Friedensgebeten in den Kasernen jeden Montagmittag ein.