Kirche kritisiert Bundeswehr-Werbung für Minderjährige

Bremen (epd). Der Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Jasper von Legat, hat die seiner Ansicht nach „aggressive“ Nachwuchswerbung der Bundeswehr scharf kritisiert. „Es ist nicht seriös, wenn die Bundeswehr Minderjährige anspricht und ihnen den Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub schildert“, sagte er am Montag in Bremen. Wenn die Bundeswehr 16-Jährigen, die gerade von der Schule abgehen, systematisch Werbung per Post zuschicke oder ihnen in den sozialen Medien Erlebnis-Camps verspreche, sei das keine normale Nachwuchswerbung wie bei Firmen, die Fachkräfte brauchten.

Dass Unternehmen und gesellschaftliche Institutionen Strategien gegen den Fachkräftemangel entwickelten, sei verständlich, sagte von Legat. „Doch können Jugendliche schon eine informierte und unabhängige Entscheidung über einen Beruf treffen, der ihr Leben und ihre Gesundheit gefährden kann? Ich bezweifle das.“ In den Werbematerialen gehe es um guten Verdienst, Aufstiegsmöglichkeiten und Führungsverantwortung. „Aber nicht um Auslandseinsätze, Töten oder Gefahr für das eigene Leben. Ein Auslandseinsatz ist kein Abenteuercamp, und Krieg ist keine Party!“

Von Legat kritisierte weiter, dass die Einwohnermeldeämter mit der Bundeswehr kooperierten. Viele Eltern seien verärgert, dass ihren Kindern ohne ihre Einwilligung vermeintlich verlockende Karrierechancen angeboten würden. Es sei „bedenklich“, dass Corona-Impfbenachrichtigungen aufgrund von Datenschutzbestimmungen nicht hätten verschickt werden können, die Bundeswehr aber Zugriff auf die Daten Minderjähriger habe, um einseitiges und aufwendig produziertes Werbematerial versenden zu können, betonte von Legat.

Die Bundeswehr verweist in ihren Werbematerialen ausdrücklich darauf, dass die kommunalen Meldeämter jährlich Namen, Vornamen und Anschrift aller Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die im nächsten Jahr volljährig werden, an das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr übermitteln, damit das Amt Informationsmaterial über die Tätigkeit bei den Streitkräften versenden kann. Wer dies nicht wolle, müsse dem nach Paragraf 36 des Bundesmeldegesetzes aktiv widersprechen.

Der Friedensbeauftragte forderte die Bundeswehr auf, die Rekrutierung Minderjähriger per Post, in den sozialen Medien oder durch Schulungs-Offiziere grundsätzlich einzustellen. Außerdem sollten die Adressdaten aller Minderjährigen, die mit der Bundeswehr in Kontakt getreten seien, nicht gespeichert werden.