Kein Aachener Friedenspreis für Ruslan Kotsaba

Aachen (epd). Der ukrainische Journalist und seit Mai designierte Träger des Aachener Friedenspreises, Ruslan Kotsaba, wird wegen antisemitischer Aussagen die Auszeichnung nicht erhalten. Nach einer Entscheidung des Vorstands des gleichnamigen Trägervereins entschied nun auch die Mitgliederversammlung mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit, dem 52-Jährigen den Preis nicht zu überreichen, wie eine Sprecherin am Samstag in Aachen mitteilte. Der Aachener Friedenspreis wollte Kotsaba für sein Eintreten für Frieden, Versöhnung und Dialog zwischen den Konfliktparteien in der Ostukraine auszeichnen. 

Kotsaba hatte bereits die gegen ihn erhobenen Vorwürfe des Antisemitismus bedauert und zurückgewiesen. Er bestätigte in einer Erklärung die in einem Video getätigten Aussagen und erklärte zugleich, dass sich seine Ansichten in der Sache verändert hätten. "Ich habe durch meine Politisierung im Kontext des Krieges in der Ostukraine viele meiner Einstellungen überdacht und geändert", betonte er. "Dazu gehört auch die Aussage von 2011, die in nicht akzeptabler Weise den Juden Verantwortung für den Aufstieg des Faschismus in Deutschland und des Kommunismus in Osteuropa gibt", sagte Kotsaba. Er bedaure diese Aussagen heute und bitte diejenigen, die sich durch sie verletzt gefühlt haben, um Verzeihung.

Zugleich hatte der 52-Jährige darauf verwiesen, dass er die Aussage bereits vor mehreren Jahren aus dem Video entfernt habe. "Auch wenn sie eine für die Westukraine typische Sicht darstellt, ist sie falsch", unterstrich Kotsaba.

Der Verein Aachener Friedenspreis hatte den Preisträger Anfang Mai bekanntgegeben. Ukraine-Experten hatten daraufhin die Entscheidung mit Verweis auf die antisemitischen Aussagen Kotsabas kritisiert.

Kotsaba stammt aus der Westukraine. Er unterstützte die Majdan-Proteste in Kiew vor fünf Jahren. Nach Ausbruch des Krieges zwischen ukrainischen Truppen und von Russland unterstützten Milizen in der Ostukraine sei Kotsaba als einziger Journalist seines Landes auf beiden Seiten der Front akkreditiert gewesen, hieß es.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 jedes Jahr an Initiativen oder Persönlichkeiten verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen. Der Trägerverein entscheidet über Vorschläge aus der Bevölkerung. Weitere Preisträger in diesem Jahr sind zwei deutsche Initiativen gegen Atomwaffen aus dem rheinland-pfälzischen Büchel, der "Initiativkreis gegen Atomwaffen in Büchel" und die Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt". Die Preisverleihung findet dann auf einem Festakt in Aachen am 1. September statt, dem Internationalen Antikriegstag. Die Preise sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert.