Kardinal sieht Nigeria "in einem katastrophalen Zustand"

Stuttgart/Abuja (epd). Der nigerianische katholische Erzbischof und Kardinal John Onaiyekan hat sich deprimiert über die Lage in seinem Land geäußert. "Nigeria ist in einem katastrophalen Zustand. Die Regierung muss sich überlegen, ob sie nicht heillos überfordert ist und nicht mehr für ihre Bürger sorgen kann", sagte Onaiyekan in der Hauptstadt Abuja bei einem Besuch des Bischofs der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, wie die Landeskirche am Freitag mitteilte. July besucht noch bis Sonntag Partnerkirchen in dem westafrikanischen Land, wo die Gewalt zwischen Nomaden und sesshafter Bevölkerung seit Monaten zunimmt. 

Gespräche mit Vertretern des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM/YMCA) in Kaduna haben dem württembergischen Bischof den Angaben zufolge deutlich gemacht, dass nicht ausschließlich ein religiöser Konflikt die Ursache der anhaltenden Spannungen sei. Von Attacken der Extremisten seien oft Muslime wie Christen betroffen. Etliche Jugendliche hätten den Wunsch geäußert, nach Deutschland auszuwandern, um dort ein besseres Leben zu führen, so July. 

Für den Bischof aus Stuttgart ist der Aufenthalt in Nigeria keine reine Informationsreise. "Wir möchten ein deutliches Zeichen der Solidarität mit unseren Schwestern und Brüdern in Nigeria setzen und zeigen, dass wir an sie denken in ihrer Not und ihrer Verfolgung", sagte er. Am Freitag reiste er laut Plan weiter nach Yola, um dort den lutherischen Erzbischof Musa Panti Filibis zu treffen.