Kardinal Marx ruft zu Besonnenheit in Kriegszeiten auf
München (epd). Kardinal Reinhard Marx hat angesichts der Kriege in der Welt zur „richtigen Mischung aus Entschlossenheit und Besonnenheit“ aufgerufen. „Entschlossenheit, um die Werte der Menschenwürde, der Freiheit und der Demokratie wirksam zu verteidigen und dabei solidarisch zusammenzustehen“, sagte der Münchner Erzbischof laut Mitteilung vom Montag. „Und Besonnenheit und diplomatische Klugheit, um kollektive Feindbilder und Eskalationen zu vermeiden und zu überwinden.“
Die Stimme des christlichen Glaubens, die zu Frieden, Versöhnung, Vernunft und Überwindung von Gewalt mahne, aber auch das Recht auf Selbstverteidigung sowie die internationale Schutzverantwortung anerkenne, sei vielleicht nötiger denn je, sagte Marx weiter. Der Kardinal sprach bei der Internationalen Konferenz „Herausforderungen des russischen Krieges gegen die Ukraine“ in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Christliche Friedensethik sei „nicht naiv“, denn sie rechne „von Anfang an mit der Neigung des Menschen zu Gewalt und sogar zu Brudermord“, so Marx. In der katholischen Friedensethik sei auch „nicht das Ideal bedingungsloser Gewaltlosigkeit“ entscheidend, „sondern das Ideal einer Überwindung der Gewalt durch Recht und Dialog“. Religion als Begründung von Feindschaften und Krieg müsse aber entschieden widersprochen werden, mahnte der Münchner Erzbischof.
Außerdem müsse Völkerverständigung als eine Herausforderung begriffen werden, „die heute zunehmend auch Entwicklungs-, Klima- und Migrationspolitik einschließt“. Nur so komme die Welt zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden. Zugleich kritisierte Marx nationale Eigeninteressen, die die Handlungsfähigkeit internationaler Organisationen blockierten. So werde etwa „der Sicherheitsrat der UNO zunehmend von den Vetomächten für ihre Partikularinteressen missbraucht und hat daher Glaubwürdigkeit eingebüßt“.