Käßmann: Kirchen müssen sich stärker für den Frieden einsetzen

Bad Boll (epd). Nach Ansicht der Theologin Margot Käßmann sollten sich die Kirchen „in Worten und Taten“ viel stärker für den Frieden einsetzen. Die Kirchen müssten eine „extreme Friedensbewegung in der Welt“ werden, forderte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstagabend bei der Online-Veranstaltung der Evangelischen Akademie Bad Boll. Sie wünsche sich, dass dazu auch die guten Verbindungen zur Politik genutzt würden.

Allerdings sei vielen Christen immer noch nicht klar, dass Krieg nach Gottes Willen „nicht sein soll“, sagte Käßmann zum Thema „Bewegen. Versöhnen. Vereinen. Warum wir die multinationale Ökumene brauchen“. Sie forderte, dass das Thema auch bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe breit diskutiert werden sollte. Beim Eintreten für den Frieden müssten der Weltkirchenrat eine größere Rolle spielen.

Auch der Theologe Professor Fernando Enns (Hamburg, Amsterdam) ergänzte: „Das Thema drängt sich in jedem Kontext des Globus auf und spielt eine wichtige Rolle, da es überall erlebt wird.“ Er bedauerte, dass es bei der am Mittwoch zu Ende gegangenen Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses weder gelungen sei, eine gemeinsame Stellungnahme zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu formulieren, noch ein gemeinsames Gebet.

Nach Ansicht des Politologen und Geschäftsführers der Vielfaltsprojekte GmbH (Fürstenfeldbruck), Lorenz Narku Laing, sollten sich die Kirchen stärker für eine tolerante und diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen. Das müsse auch innerhalb der Kirchen geschehen. Hier sei mehr ethnische Vielfalt nötig. Anders als die Bundestagsparteien seien etwa die EKD-Gremien und die Landeskirchen noch „unglaublich weiß“.

Zur Vollversammlung in Karlsruhe werden vom 31. August bis 8. September etwa 800 Delegierte von rund 350 protestantischen, anglikanischen, orthodoxen und altkatholischen Kirchen sowie Freikirchen erwartet. Eingeladen werden auch Vertreter der großen Weltreligionen wie Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus. Kein Mitglied ist die römisch-katholische Kirche. Sie arbeitet jedoch in wichtigen Gremien mit.